© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Knapp daneben
Nur die vegane Jagd hat Zukunft
Karl Heinzen

Wer einen Jagdschein erwerben will, muß in einer Schießprüfung zeigen, daß er mit einem Gewehr umgehen kann. Mehr als 360.000 Mitbürger haben diesen Nachweis erbracht. Eine Zahl, die aufschreckt, halten doch Bundeswehr und Bundespolizei zusammen weitaus weniger Männer und Frauen unter Waffen. Dennoch werden Jäger nicht als Bedrohung unserer inneren Sicherheit wahrgenommen. Man macht sich über sie lustig oder empört sich über ihr blutiges Treiben. In den Arm ist ihnen aber bislang niemand gefallen.

Dies könnte sich nun ändern. Die nordrhein-westfälische Landesregierung plant ein neues Jagdgesetz, das die Daumenschrauben anzieht. Dutzende Tierarten, die derzeit der Mordlust der ihnen im Schutze der Dunkelheit auflauernden Banden ausgeliefert sind, dürfen in Zukunft nicht mehr geschossen werden. Auch streunende Katzen können dann ihr Leben in Freiheit unbehelligt genießen.

Jäger sollen damit zufrieden sein, wenn sie sich am Mondschein erfreuen und Bäume streicheln dürfen.

Auffällig ist, daß die Landesregierung versucht, die neuen Beschränkungen rational zu begründen: Tiere, die man nicht essen kann, sollen auch nicht ohne weiteres getötet werden. Das klingt logisch. Menschen, die einem unvernünftigen Hobby frönen, lassen sich aber durch vernünftige Argumente nicht beeindrucken. Anstatt sich auf Diskussionen mit ihnen einzulassen, sollte die Politik daher ihr Ziel, das Morden in der freien Natur zu unterbinden, kompromißlos verfolgen. Nur die vegane Jagd kann vor unseren zivilisatorischen Maßstäben bestehen. Wer Wild essen will, soll es im Supermarkt kaufen.

Niemand hat etwas dagegen, wenn Menschen mit Schlafstörungen in der Nacht unbewaffnet und leise in Wäldern herumlungern. Sie sollen damit zufrieden sein, wenn sie sich am Mondschein erfreuen und Bäume streicheln dürfen. Natürlich werden sie einwenden, daß die Jagd doch etwas ganz Natürliches sei, etwas, das den Menschen im Blut liege, etwas, das es schon immer gegeben habe. Das sind bloß leere Phrasen. Mit der gleichen Berechtigung könnte sich ein Vergewaltiger damit herausreden, daß Frauenraub doch schon in den Anfängen der Menschheitsgeschichte gang und gäbe war.

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