© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

„Wired“ startet zweiten Versuch in Deutschland
Neustart: Das Lifestyle-Magazin der IT-Branche erscheint jetzt monatlich – und will den Beweis erbringen, daß Print lebt
Ronald Gläser

Fünf Münchner Studenten haben einen Körperscanner gebaut. Aus einem alten Fahrradschlauch, einem Scheibenwischermotor und ein wenig Schrott aus alten Flippern. Demnächst könnten sie damit die Textilbranche revolutionieren: Der Apparat errechnet Körpermaße und erleichtert es Onlineanbietern, ihre Kunden zu beliefern. Männliche Kunden vor allem, die sich ihre Konfektionsgröße nicht merken.

Solche Geschichten erwarten den Leser von Wired, einem Hochglanzmagazin von Conde Nast (GQ, Vogue, Glamour), das nun einen neuen Anlauf unternimmt und 120.000 Hefte für 4,50 Euro auf den Markt wirft – zehnmal jährlich. Ganz schön mutig für ein Heft, das sich an IT-Interessierte, Computer-Nerds und artgleiche Zielgruppen richtet, die sich vorwiegend im Netz informieren und selten zu Gedrucktem greifen.

Das deutsche Wired gibt es seit 2011. Aber die Redaktion hat nur gerade mal fünf Ausgaben hingekriegt. Das Heft hinkt in jeder Hinsicht hinter der US-Version hinterher, die im Heimatland als Trendsetter gilt.

Das Original-Wired diskutierte schon im April 2012 über MfS-mäßige NSA-Überwachung, als noch niemand den Namen Edward Snowden kannte. Oder es poträtierte Kim Dotcom wohlwollend, der zu Unrecht von der US-Justiz wie ein Taliban gejagt wird. In der deutschen Ausgabe waren solche Geschichten nicht zu finden – wohl auch ein Grund für ihre Erfolglosigkeit. Das neugestartete Wired wartet mit einer guten Mischung an wirtschaftlichen und kulturellen Themen auf. Es liefert Lebenstips, die ein bißchen an das Dr.-Sommer-Team erinnern: „Darf ich mein Kind crowdfunden?“ oder „Wieviel Game of Thrones kann man schauen, bevor man stirbt?“

Wired. Ideen, Technologie, Kultur, Wirtschaft, wired.de

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