© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Die besten Blitzer-Apps
Warnungen im Radio waren gestern / Heute wehren sich Autofahrer mit dem Smartphone gegen Abzocke
Ronald Gläser

Was haben Autofahrer früher für Summen ausgegeben, um vor Geschwindigkeitskontrollen auf der Hut zu sein? Radarwarngeräte, oft aus Amerika importiert, kosteten meistens Hunderte von Dollar.

Im Zeitalter von Smartphones und Sozialen Netzwerken sind solche teuren Investitionen obsolet. Verkehrsteilnehmer warnen sich gegenseitig dank Blitzer-Apps Die JF hat einige von ihnen getestet.

Kein Akku macht das lange mit

Natürlich sollte niemand schneller fahren, als es die Straßenverhältnisse zulassen. Wer die Verkehtsregeln mißachtet, muß je nach Härte seines Vergehens mit einer Strafe rechnen. Davor schützt auch die beste Blitzer-App nur bedingt. Nicht jede Kontrolle, jede Mausefalle wird durch die Datenbanken erfaßt.

Ein kleinerer Nachteil ist, daß das Handy nur eine Zeitlang mitspielt. Hängt es an der Windschutzscheibe, kann es in den meisten Wagen nur mit einem Verlängerungskabel nachgeladen werden. Besonders schlimm ist dies im Sommer, wenn das Gerät extremem Sonnenlicht ausgesetzt ist.

Wichtig: Wer sich mit einer Blitzer-App erwischen läßt, kann eine Strafe wegen Eingriffs in den Straßenverkehr erhalten. Die Argumentation ist zwar sehr weit hergeholt, aber wenn es ums Abkassieren geht, war die Polizei noch nie zimperlich. Deswegen immer ein altes Nicht-Smartphone und folgende Ausrede bereithalten: „Ach, die Halterung an der Scheibe, die gehört zum Handy meiner Frau/meines Mannes. Mein Telefon ist das hier.“

 

Blitzer.de pro

Die Netzseite Blitzer.de gibt an, täglich vor 2.000 mobilen Blitzern in Europa zu warnen. Dazu kommt eine vollständig wirkende Datenbank aller festen Blitzer, von denen es auf der JF-Teststrecke Berlin-Köslin, vor allem in Pommern viele gibt. Auf polnischen Straßen werden stationäre Blitzer zwar zusätzlich durch Schilder angezeigt, aber sicher ist sicher. Blitzer.de hat alle Starenkästen angezeigt und schon viele Meter davor gewarnt. Das Programm war sogar etwas zu gut. Viermal gab es Fehlalarm an Stellen, an denen keine Kontrollen waren. Zudem warnt das Programm auch dann vor Kontrollen, wenn diese auf der entgegengesetzten Fahrtrichtung durchgeführt werden. Großer Pluspunkt: Es läuft im Hintergrund, ist aber bei lauter Musik kaum noch zu hören.

Blitzer.de Pro. Der Nutzer kann schnell versehentlich einen Fehlalarm auslösen, sonst keine Bugs.

www.blitzer.de

Kosten: 9,90 Euro nach Testphase

Nutzen: «««««

Bedienbarkeit: «««««

Gesamtbewertung: Runterladen

 

Tomtom

Die optisch tadellose Blitzer-App des Navigationssystems zeigt die Geschwindigkeit und das Tempolimit an. Bewegt sich das Fahrzeug auf einen Blitzer zu, so wird der Restabstand grafisch und in Metern angezeigt. Ist der Fahrer zu schnell, verfärbt sich der Bildschirm in bedrohliches Rot. Dazu ein akustisches Warnsignal. Außerdem bietet das Programm tolle Zusatzfunktionen: Blitzer in Querstraßen werden als Gefahr ebenfalls angezeigt. Auch die Messung von Durchschnittsgeschwindigkeiten – der neue Trend bei der Polizeikontrolle – ist berücksichtigt. Zur Anmeldung muß ein Konto eingerichtet werden. Leider verliert die App komischerweise oft den Kontakt bei gutem Empfang. Außerdem läuft sie nur in Deutschland und Österreich.

TomTom Blitzer. Die App sollte der Nutzer im Auge behalten.

www.tomtom.com

Kosten: 18,99/Jahr nach Testphase

Nutzen: «««««

Bedienbarkeit: «««««

Gesamtbewertung: Lohnt sich auch

 

iCoyote

Blitzer-Apps eignen sich für Leute, die viel unterwegs sind, zum Beispiel weil sie in den Urlaub fahren. Blöd nur, wenn der Nutzer das Programm extra zu Hause heruntergeladen hat und dann feststellt, daß es nicht gestartet werden kann, weil er sich zusätzlich per E-Mail anmelden muß. Geschieht dies im Ausland, wird es extrateuer. Bei allen Blitzer-Apps ist zu bedenken, daß sowohl das Ortungssystem (hallo, Überwachungsstaat!) und das Auslandsroaming aktiviert sein müssen. Letzteres ist in der EU zwar gedeckelt, aber immer noch teuer. Außerhalb der EU ufern die Kosten ins Unermeßliche aus. iCoyote überrascht den Nutzer im Ausland mit dem Hinweis: Laden Sie gefälligst iCoyote Europa herunter. Kostet extra. Und hat dann noch nicht einmal geklappt. Totalausfall.

iCoyote. Hoffnungslos.

www.meincoyote.de

Kosten: 6,99/Monat nach Testphase

Nutzen: «««««

Bedienbarkeit: «««««

Gesamtbewertung: Lieber nicht

 

Trapster

Warum die Meldungen auf Radarfallen oder stationäre Blitzer reduzieren? Trapster liefert auch gleich noch Baustellen, Überflutungen, Mautstellen und andere Hindernisse. Die Idee ist gut, aber nicht praktikabel. Die App ist international konzipiert, aber schlecht übersetzt. Zu viele Nutzer liefern Sekundärinformationen wie Hinweise auf Schulen oder auf Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Wie gut, daß es nicht so viele Buschfeuer in Deutschland gibt, auch die können gemeldet werden. Der Fahrer kann sich damit helfen, daß er diese Funktionen deaktiviert. Er muß beobachten, ob in seiner Nähe genug andere Nutzer aktiv sind. Da die App kostenfrei ist, geht er bei der Installation aber kein Risiko ein. Als Update für 89 Cent gibt es ein Panzer-Design.

Trapster Blitzer und Hindernis. Interessante Funktionen, aber verbesserungswürdig.

www.trapster.com

Kosten: kostenfrei

Nutzen: «««««

Bedienbarkeit: «««««

Gesamtbewertung: Noch unfertig

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