© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Zeitschriftenkritik: idea-Spektrum / Sonderheft Christenverfolgung
Verfolgt, aber nicht verlassen
Henning Hoffgaard

Sie werden gedemütigt, geschlagen, gefoltert, willkürlich festgenommen und im schlimmsten Fall ermordet. Für Millionen Christen ist das Alltag. Zuletzt rätselte die internationale Presse wochenlang darüber, warum Nordkoreas kommunistischer Diktator Kim Jong-un nicht auf dieser oder jener Parteiveranstaltung oder Schuhmesse auftauchte. Da war schnell vergessen, daß der abgeschottete Staat seit Jahren die Rangliste der christenfeindlichsten Länder anführt. Inklusive Mord und Konzentrationslagern.

Das von der Evangelischen Nachrichtenagentur Idea herausgegebene Sonderheft „Christenverfolgung 2014“ beschreibt auf 46 Seiten detalliert und sachlich, die Situation der verfolgten Christen. Während sie in Nordkorea ganz offen als „Schädlinge“ und „Volksfeinde“ gejagt werden, sind die Methoden in anderen Staaten subtiler. Im Sudan steht auf den „Abfall vom Islam“ die Todesstrafe. In der Türkei werden Christen von Behörden schikaniert und durch die Angabe der Religion im Personalausweis zu Zielscheiben für Islamisten. Diskriminierung und Verfolgung haben viele Gesichter. Das Sonderheft schärft dabei auch den Blick für Länder, die bisher kaum im Fokus standen. Auch auf den Philippinen geraten Christen immer wieder zwischen die Fronten von Regierungstruppen und islamistischen Rebellen im Süden des Inselstaats. Idea zeigt hier jedoch mit der Geschichte des zum Christentum übergetretenen Ex-Islamisten Alejandro, daß Veränderung möglich ist. „Ich war ein harter Kerl, ein islamistischer Killer“, sagt der von sich. 2012 löst er sich gegen den Willen der Familie vom Islam.

Aber was kann von Deutschland aus für verfolgte Christen getan werden? Soviel ist klar: Die Möglichkeiten sind begrenzt. Aber es gibt sie. Sei es durch die Unterstützung von Organisationen wie „Open Doors“, „Kirche in Not“ und der „Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte“ oder den gezieltem Einsatz für den „Gefangenen des Monats“. Seit 2002 setzt sich Idea in dieser Kategorie für Menschen ein, die wegen ihres christlichen Glaubens inhaftiert sind. Da wäre etwa der chinesische Pastor Zhang Shaojie, der wegen angeblichen „öffentlichen Aufruhrs“ zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde. Auch der Pakistaner Zafar Bhatti stand lange auf dieser Liste. Am 16. Juli 2014 wird er wegen des Verdachts der „Blasphemie“ inhaftiert und am 25. September wenige Tage vor dem Prozeßbeginn von einem Polizisten erschossen.

Höhepunkt des Sonderhefts ist die bewegende Geschichte des christlichen Ehepaars Hassan und Jamileh, das vor der Verfolgung durch das iranische Regime und seiner Handlanger nach Deutschland floh. In ihrer Heimat wurden die beiden Konvertiten von der Geheimpolizei verhört. „Wir wissen, daß du Christ bist.“ Eine klare Drohung. Nachdem auch seine Familie ins Visier gerät, verläßt das Paar seine Heimat und strandet schließlich als Asylbewerber in Deutschland. Eine Verleugnung seines Glaubens kam für die beiden nie in Frage. Es gibt sie also: die wirklich Verfolgten.

Kontakt: Idea e.V., Postfach 1820, 35528 Wetzlar, Telefon: 064 41 / 9 15-0. Das Einzelheft kostet 1,80 Euro. www.idea.de

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