© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Freund, Held, Hilfssheriff
Von Geschmäckle keine Spur: Das Berliner Aspen-Institut verleiht Springer-Chef Mathias Döpfner eine Auszeichnung
Richard Stoltz

Ein „Geschmäckle“ entdeckt das Berliner Hauptstadt-Magazin Cicero in der Verleihung des neu geschaffenen „Shepard Stone Award for Outstanding Transatlantic Leadership“ an den Vorsitzenden der Axel Springer AG Mathias Döpfner (51). Die Verleihung habe bei mehreren Verbandsmitgliedern deutliche Kritik ausgelöst; auch der bekannte Korruptionsforscher Uwe Krüger habe sich schon darüber geäußert.

Tatsächlich wird Döpfner in den Jahresberichten des Aspen-Instituts Berlin, das den Preis verleiht, schon seit Jahren als Mitglied des Kuratoriums („Board of Trustees“) aufgeführt. Rechtzeitig vor der Preisvergabe verließ er das Gremium – um nun als Empfänger der Auszeichnung lächelnd zu posieren. Es war ein bißchen peinlich, aber von Geschmäckle oder gar von Korruption zu sprechen, ginge entschieden zu weit.

Döpfner steht einem Konzern vor, der in seinen Unternehmensgrundsätzen, „die Unterstützung des transatlantischen Bündnisses und die Solidarität in der freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika“ ausdrücklich verankert hat. Es kann deshalb nicht überraschen, daß bei der Vergabe-Zeremonie im Atrium der Deutschen Bank in Berlin Döpfner vom Festredner, dem früheren US-Botschafter Philip Murphy, in den höchsten Tönen gelobt wurde. Er sei ein treuer Freund der USA, ein „wahrer Held unserer Zeit“, der sich immer mit Leidenschaft und Mut für die transatlantische Wertegemeinschaft eingesetzt habe. Was will man mehr?

Das Aspen-Institut ist eine US-„Denkfabrik“ mit Filialen in Deutschland, Italien, Frankreich, Tschechien, Rumänien, Indien und Japan, die seit nunmehr vierzig Jahren für die Dominanz amerikanischer Politik in der „One World“ Reklame macht und dafür auch Geld ausstreut. Döpfner indes hätte diese Auszeichnung nicht im mindesten nötig gehabt. Er handelt als Überzeugungstäter, und dagegen wäre an sich wenig einzuwenden.

Nur sollte er bedenken, daß es in der großen Politik nicht um Freundschaften, sondern immer nur um handfeste Interessen geht. Wer das aus dem Auge verliert, der landet schließlich nicht als Held, sondern als mickriger Hilfssheriff.

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