© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Tauber geht in die Offensive
Marcus Schmidt

Als die CDU-Vorsitzende Angela Merkel im Dezember vergangenen Jahres den hessischen Bundestagsabgeordneten Peter Tauber zum Generalsekretär berief, reagierten viele Beobachter im politischen Berlin überrascht. Vermutlich wird es Tauber nicht anders gegangen sein, als ihn der Anruf der Bundeskanzlerin erreichte.

Tauber, der seinen neuen Posten im Konrad-Adenauer-Haus dem Wechsel seines Vorgängers Hermann Gröhe an die Spitze des Gesundheitsministeriums verdankte, hatte sich bis dahin vor allem als Internet-Experte und Liebhaber der „Star Wars“ Filme einen Namen gemacht. Und er galt als – vergleichsweise – konservativ. Sollten sich liberale Unions-Politiker angesichts dieser politischen Verortung des neuen Generalsekretärs Sorgen um den Kurs ihrer Partei gemacht haben, so dürften diese spätestens seit der vergangenen Woche zerstreut sein.

Unter dem Motto „Zugewandert – Angekommen?! – Chancen der Vielfalt“ organisierte Tauber eine eintägige Konferenz der CDU. Ziel der Veranstaltung: Als „Union für Zuwanderer“ wollen die Christdemokraten um Wähler und Mitglieder werben – auch unter Moslems. Die Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf, die als erste Muslimin für die CDU im Parlament sitzt, hat dabei ganz konkrete Vorstellungen. Wenn 25 Jahre nach dem Mauerfall eine Ostdeutsche Kanzlerin sei, könne es doch sein, daß in 25 Jahren ein Politiker mit marokkanischen oder türkischen Wurzeln die Bundesrepublik regiere. „Die Herkunft ist nicht wichtig. Aber aus der Union soll er schon kommen“, sagte Giousouf, eine gebürtige Griechin mit türkischen Wurzeln. „Noch nie waren so viele Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Konrad-Adenauer-Haus“, ist sie begeistert.

Die Veranstaltung in der Berliner Parteizentrale war Teil einer großangelegten Kampagne, mit der Tauber die CDU quasi runderneuern will. Die Union soll nach seinen Vorstellungen – und damit nach dem Willen der Kanzlerin – „bunter, jünger und weiblicher“ werden. „Unsere Gesellschaft verändert sich und damit auch die Anforderungen an die CDU. Das wissen auch die CDU-Mitglieder vor Ort nur zu gut“, gibt sich Tauber überzeugt. Ganz neu ist dieser Kurs nicht. Bereits seit Jahren versucht sich die CDU als „moderne Großstadtpartei“ zu positionieren. Zumindest was die Wahlerfolge in den großen Städten betrifft, hält sich der Erfolg der Strategie bislang in Grenzen.

Kern der neuen Offensive ist die Kommission „Meine CDU 2017“. Hier will Tauber mit Funktions-, Amts- und Mandatsträgern der Partei und Mitgliedern diskutieren, wie die CDU auch künftig als Volkspartei bestehen kann. Denn trotz der programmatischen Modernisierung der Union verliert die Partei – wie auch die SPD – ständig weiter Mitglieder. Auch deshalb sagt Tauber: „Insgesamt müssen wir als CDU mehr Jüngere, mehr Frauen und mehr Zuwanderer für eine Mitarbeit bei uns gewinnen, wenn wir als Volkspartei zukunftsfähig bleiben wollen.“ Spätestens 2017 wird sich zeigen, ob Taubers Strategie aufgeht.

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