© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Lesereinspruch

Reine Kampfparole

Zu: „Debatte über Unrechtsstaat DDR / Was denn sonst?“ von Hugo Dietrich (JF 42/14)

Daß die DDR eine Diktatur war, in der schlimmes Unrecht geschah, steht für mich außer Frage. Aber beim „Unrechtsstaat“ handelt es sich doch um eine reine Kampfparole, die keine Differenzierung zuläßt. Die negative Beurteilung der DDR wäre glaubhafter, wenn das politische und mediale Establishment dem „Unrechtsstaat“ nicht so stark nacheifern würde.

Werde ich heute von der „Tagesschau“ besser informiert als früher von der „Aktuellen Kamera“? Macht es einen Unterschied, ob ich die taz lese oder die Welt? Wie in der DDR werden die wirklichen Verhältnisse vertuscht oder mit „politisch korrektem“ Vokabular kaschiert.

Während von Saudi-Arabien mitfinanzierte Terrormilizen ihre Glaubensbrüder abschlachten, bezeichnet der Stern in seiner neuesten Ausgabe die Pilgerfahrt nach Mekka als „Demonstration der Frömmigkeit der Pilger und der Größe ihrer friedlichen Religion“.

Übrigens habe ich noch kein Beispiel dafür gefunden, daß jemand die Sowjet-union als Unrechtsstaat bezeichnete.

Bernd Zöllner, Berlin

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