© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  45/14 / 31. Oktober 2014

Ukraine nach der Parlamentswahl
Das Theater geht weiter
Ronald Gläser

Der Westen bejubelt das Ergebnis der ukrainischen Parlamentswahl, weil Rechtsextremisten bedeutungslos geblieben und die Gewinner fast ausschließlich prowestlich sind. Das ist gut, weil Moskau jetzt nicht mehr behaupten kann, in Kiew herrsche eine neofaschistische Junta. Aber leider war es das schon mit den Pluspunkten.

Ansonsten gilt: Es bleibt alles so, wie es ist. In der Rada nehmen wieder überwiegend Marionetten der Oligarchen und Puppen im perfiden Polittheater ihren Platz ein und verkaufen ihre Stimmen an den Höchstbietenden. Die Gesichter mögen sich ändern, die Mechanismen bleiben die gleichen. Unter den 450 Abgeordneten befinden sich etliche Geliebte von Spitzenpolitikern, die versorgt werden mußten. Und auch die liebe Verwandtschaft wurde in einigen Fällen großzügig bedacht. So sind beispielsweise der Vater und der Sohn von Präsident Petro Poroschenko Abgeordnete im neuen Parlament in Kiew.

Das ist traurig, wenn wir bedenken, wie viele tapfere Ukrainer seit dem Winter ihr Leben gelassen haben im Kampf gegen das korrupte Janukowitsch-Regime und gegen die russischen Invasoren – nur um einem anderen Oligarchen den Weg an die Macht zu bahnen und neuen Marionetten zu Parlamentssitzen zu verhelfen, ohne daß sich grundlegend etwas ändert. Die Ukraine braucht einen echten Neuanfang, eine wirkliche Revolution, die diesen Namen verdient.

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