© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  44/14 / 24. Oktober 2014

Haltungsnote
Mit der Schnabeltasse kein Problem
Christian Rudolf

Thomas Gottschalk war sich bei „Wetten, daß...?“ für keinen Schmarrn zu schade, wenn es nur der Gaudi des Publikums diente – man denke nur an sein vollumfängliches Untertauchen in einem Senfbottich. Dieser Gottschalk kann auch ernsthaft. In Günther Jauchs Talkrunde – Thema: Ex-MDR-Intendant „Udo Reiters letzter Wille“, gemeint war dessen Selbstmord – argumentierte er, fröhlich-lebensbejahend, wie man ihn kennt, gegen das modische Gerede vom „selbstbestimmten Sterben“.

Gegenüber dem zeitgeistig schwankenden Noch-EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider („Theologen sehen das heute anders“) brachte Gottschalk freundlich sein Katechismus-Wissen ins Spiel, daß, wer Hand an sich lege, ins Himmelreich nicht eingehen könne. Gottschalk war einst Meßdiener, kann die Wandlungsworte in Latein auswendig und spielte als Kind zu Hause Priester: Da ist was hängengeblieben, was auch die Letzten Dinge angeht. Von der Aussicht, „im Alter nur noch wirres Zeug zu reden“, läßt sich so einer nicht ins Euthanasie-Bockshorn jagen: „Ich habe mit der Schnabeltasse kein Problem“, bekannte er freimütig, und dann herrlich selbstironisch: „Ich habe in meinem Leben schon so viel wirres Zeug geredet, daß es darauf auch nicht mehr ankommt.“

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