© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

Umwelt
Bauern haben’s satt
Tobias Schmidt

Bauern sind wichtig für das Überleben einer Nation. Die Erzeugung von Lebensmitteln im eigenen Land ist nicht weniger wichtig als eine möglichst autarke Energieversorgung. Die Selbstversorgungsrate der Bundesrepublik Deutschland liegt trotz aller Importe von Luxuslebensmitteln aus Übersee weit über stolzen 80 Prozent. Auf unsere Landwirtschaft können wir noch im Angesicht des Bauernsterbens bauen.

Der Nährstand leidet dennoch unter einem Imageproblem. Der Konsument oder vielleicht nur eine laute Minderheit unter ihnen wünscht sich eine Landidylle mit bäuerlichen Kleinbetrieben. Blumenfelder und Tiere, die vor dem Bolzenschuß fröhlich tanzen. Hiervon ist die industrialisierte Landwirtschaft, welche die hohe Selbstversorgungsrate garantiert und unsere „Geiz ist geil“-Mentalität befriedigt, jedoch weit entfernt.

„Vergessen wir nicht, daß die industrielle Landwirtschaft von uns mitverschuldet ist.“

Bauern werden deshalb zur Zeit die Buhmänner der Nation. Der Konsument schreit nach billigstem Fleisch in endlosen Massen – baut der Bauer eine dafür nötige Mastanlage, formiert sich der Widerstand im Dorf, und der Landwirt wird zum Paria. Nutzt der Schweinebauer Antibiotika, um den Erfordernissen der Nachfrage zu entsprechen, ist er ebenfalls der Dumme, der Tierquäler, der geldgeile Egoist. Ställe werden von militanten Tierrechtsaktivisten in Brand gesetzt.

Niedersachsens Bauern gehen jetzt zum Gegenangriff über und machen gegen Agrarminister Christian Meyer (Grüne) mobil. Landvolkpräsident Werner Hilse fordert zum Widerstand gegen einseitige grüne Klientelpolitik auf. Die Landwirte hätten es satt, als kriminelle Tierquäler dazustehen. Treckerblockaden sollen darauf aufmerksam machen, daß sich die Bauern nicht entmündigen lassen. Vergessen wir nicht, daß die industrielle Landwirtschaft von uns Verbrauchern mitverschuldet ist. Der Fingerzeig auf den Bauern ist janusgesichtig.

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