© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

Alltag im Dreißigjährigen Krieg: Facettenreicher Tagebuchkosmos
Singuläre Quelle aus dem Totenland
(dg)

Wenn der Erste Weltkrieg die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts war, dann darf der Dreißigjährige Krieg die „Grundkatatrophe der Neuzeit“ heißen. Ganze Landstriche hatte die Kriegsfurie in Deutschland verheert und entvölkert, das kulturelle Leben existierte nur noch in Schwundstufen, wie Rembert Unterstell von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die Misere skizziert (Forschung, 2/2014). Ungeachtet der Bedeutung dieses Einbruchs der „Endzeit“ ist aber jenseits der „Haupt- und Staatsaktionen“ wenig bekannt aus dem vom Krieg dominierten Alltag der Menschen. Daher kämen 17.400 Manuskriptseiten im Landesarchiv Sachsen-Anhalt eine Bedeutung zu, wie sie in ganz Europa kein anderes Selbstzeugnis aus dem 17. Jahrhundert habe. Es handelt sich bei dieser „singulären Quelle“ um das Tagebuch des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg. Um diesen „facettenreichen Kosmos“ barocker Lebens- und Welterfahrung zwischen 1621 und 1656 aus der historischen Ferne zu holen, fördert die DFG bis 2025 die digitale Edition des Diariums als „Langfristvorhaben“. Das Projekt leiten Ronald G. Asch (Freiburg), ein Fachmann für vergleichende Adelsgeschichte, und Helwig Schmidt-Glinzer, der die editorische Expertise der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel einbringt.

www.dfg.de

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