© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  43/14 / 17. Oktober 2014

Neue Geschäftsmodelle
Sozialnetzwerke: Twitter und Facebook kehren zurück zu Anonymität und Privatsphäre – und legen sich sogar mit der NSA an
Ronald Gläser

Angeblich soll in wenigen Wochen eine neue App herauskommen. Wie die New York Times herausgefunden haben will, arbeitet eine Facebook-Entwicklergruppe seit 2013 an einem neuen Sozialnetzwerk. Dort sollen Nutzer mit Phantasienamen unterwegs sein dürfen. Facebook erlaubt dies offiziell nicht, toleriert es aber zuweilen.

Diese neue App wäre eine Abkehr von der bisherigen Firmenpolitik. Das Programm soll es beispielsweise Kranken ermöglichen, anonym Kontakt mit Ärzten aufzunehmen, ohne gleich ihre Identität preisgeben zu müssen.

Facebook-Mitbewerber Twitter hat währenddessen Klage gegen die US-Regierung eingereicht. Ziel: Das Unternehmen will die Zahl der NSA-Anfragen zu Twitter-Nutzern veröffentlichen dürfen. Dies ist der Firma bislang untersagt.

Im Juli hatte Twitter einen Überwachungsbericht vorgelegt, in dem es jedoch keine genauen Angaben machen durfte. Zum Ärger der Firmenspitze.

Keine Information, „selbst wenn die Zahl Null ist“

Der Vizepräsident von Twitter, Ben Lee, kritisiert, daß IT-Firmen kriminalisiert würden. Sie dürfen keine Angaben über die exakte Anzahl von Briefwechseln mit Geheimdiensten und Urteile von Geheimgerichten machen, „selbst wenn die Zahl null ist“.

Umfragen zeigen, daß Internetnutzer in aller Welt, inklusive der USA (70 Prozent) und Deutschland (67 Prozent), über die NSA-Bespitzelung betrübt sind. Neue Geschäftsmodelle, die Anonymität fördern, oder Klagen, die zur Aufklärung der Ausmaße der Überwachung beitragen können, sind auch aus Sicht der IT-Anbieter offenbar dringend geboten.

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