© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Ohne eigenes Risiko
Es muß nicht immer um Krieg gehen: Die „JUNGE FREIHEIT“ stellt die besten Wirtschaftssimulationen vor
Henning Hoffgaard

Endlich mal Chef sein. Nicht wenige träumen von so einer Aussicht. Was sich in der Realität als vergleichsweise schwierig herausstellt, ist auf dem Computer um so einfacher. Hunderte Wirtschaftssimulationen gibt es mittlerweile in den Regalen. Sie verkaufen sich genausogut wie Rollen- oder Kampfspiele. Egal ob Spedition, Gefängnis, Zoo, Stadt oder gar ein ganzes Land: Je nach Vorliebe kann der Spieler in fast jede gewünschte Führungsrolle schlüpfen.

Für fast jede Branche gibt es Spiele

Bei den meisten Spielen geht es dabei nicht um reine Wirtschaftsfragen. Oft muß nebenher auch Politik betrieben oder Krieg geführt werden. Die Schwerpunkte sind je nach Titel sehr verschieden. Aber kaum ein Strategie- oder Aufbauspiel kommt ohne eine wirtschaftliche Komponente aus. Die Komplexität hat mit den Jahren immer weiter zugenommen.

Ging es anfangs darum, vielleicht eine Fabrik zu bauen und ein paar Arbeiter einzustellen, müssen heute zum Teil komplexeste Wirtschaftskreisläufe beachtet werden.

Manager-Spiele gibt es nahezu für alles: von Zoos bis hin zu Krankenhäusern, Bauernhöfen, Eisenbahngesellschaften, Handelsflotten, Fußballmanschaften, Fernsehsendern oder sogar Rotlicht-Etablissements. Nichts, was es nicht zu verwalten und auszubauen gäbe.

Die JUNGE FREIHEIT stellt vier der unterhaltsamsten Wirtschaftssimulationen aus allen Preiskategorien unter 40 Euro vor.

 

Der Diktator

Wer schon immer mal eine kleine Karibikinsel durch die Geschichte führen wollte, muß zu Tropico 5 greifen. Bei der Diktatorensimulation aus der deutschen Spieleschmiede Kalypso Media geht es um die Verwaltung und den Aufbau der fiktiven Insel „Tropico“. Vieles erinnert an Kuba. Im Gegensatz zu dem sozialistischen Land muß der Spieler jedoch einiges tun, um seine Bevölkerung zufriedenzustellen. Arbeitsplätze in Form von Farmen, Fabriken, Hotels, Polizeistationen und Bergwerken. Die entsprechenden Waren können dann ins Ausland exportiert werden. Zusätzlich müssen Straßen und Wohnungen gebaut werden. Und weil so ein Diktator ohne Dynastie nichts Wert ist, will auch die Verwandtschaft untergebracht werden. Insgesamt müssen vier Epochen gemeistert werden, die das Wirtschaftssystem immer komplexer machen.

Tropico 5

www.tropico5.com

Kosten: ab 27,99 Euro

Spielspaß: «««««

Anspruch: «««««

Grafik: «««««

 

Der Tycoon

Die Spielereihe „Anno“ erfreut sich seit Jahren größter Beliebtheit. Ging es bisher vor allem um die Verwaltung einer aufstrebenden Seefahrernation im Mittelalter, verlegten die Macher von Anno 2070 das Szenario in die Zukunft. Gleich zu Beginn muß der Spieler zwischen zwei Fraktionen wählen. Der Global Trust setzt vor allem auf Schwerindustrie, die Eden Initiative dagegen auf erneuerbare Energien. Die Spielwelt ist immer in verschiedene Inseln aufgeteilt, die jeweils völlig unterschiedliche Ressourcen besitzen. Der Spieler muß also ein umfangreiches Transportsystem aufbauen, um seine Bevölkerung mit allem Notwendigen zu versorgen und so qualifiziertere Arbeitskräfte zu gewinnen. Zwar sind auch Kriege gegen die Nachbarn möglich, der Schwerpunkt liegt allerdings eindeutig auf Handel und Industrie.

Anno 2070

www.anno.de.ubi.com 

Kosten: ab 16,80 Euro

Spielspaß: «««««

Anspruch: «««««

Grafik: «««««

 

Der Planer

Sim City ist eine Legende. Nicht nur weil aus der ersten Version des Stadtbau-Spiels die sehr erfolgreiche Alltagssimulation „Die Sims“ hervorgegangen ist. „Sim City“ in der Welt der Wirtschaftssimulationen Maßstäbe gesetzt. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines allmächtigen Bürgermeisters, der aus dem Nichts heraus eine Stadt erschaffen muß. Industrie- und Wohngebiete werden errichtet, Steuern erhoben, Krankenhäuser gebaut. Wer da allerdings einfach losbaut, wird zügig vor Probleme gestellt. Luftverschmutzung, Verkehrsstaus, Naturkatastrophen können schnell zu einer Plage werden und die Bürger aus der Stadt vertreiben. Die stellen mit der Zeit immer höhere Anforderungen an die Regierung. 2013 verpaßte der Entwickler Maxis dem Spiel eine Rundumerneuerung, die sich sehen lassen kann.

Sim City

www.simcity.com

Kosten: 19,99 Euro

Spielspaß: «««««

Anspruch: «««««

Grafik: «««««

 

Der Klassiker

Mehr als 800.000mal ging der Industriegigant über die Theken. Was 2014 ein mittelmäßiger Erfolg wäre, war 1997 eine Revolution. Das Spiel hat bis heute eine treue Anhängerschaft. Ziel ist der Aufbau eines Firmenimperiums. Rohstoffe müssen abgeholt und in eigenen Fabriken verarbeitet werden. Die Produkte müssen dann zu den Konsumenten. Einen Großteil der Spielzeit wird mit dem Aufbau des Vertriebsnetzes und der Infrastruktur gefüllt. Lkw, Bahn, Schiff oder Flugzeug stehen zur Auswahl. Doch aufgepaßt: Die Zeit steht nicht. 2000 werden andere Produkte nachgefragt als 1960. Der Spieler muß also seine Produktpalette ständig an die Bedürnisse anpassen. Und auch die Konkurrenz schläft nicht. Ironie der Geschichte: Der österreichische Entwicklerfirma JoWood ging 2011 aufgrund einer verfehlten Vertriebsstruktur pleite.

Der Industriegigant

Kosten: Gebraucht knapp ein Euro

Spielspaß: «««««

Anspruch: «««««

Grafik: «««««

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