© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Blick in die Medien
„Super-Illu“ rockt noch immer
Tobias Dahlbrügge

DDR und Mauer sind seit 25 Jahren Geschichte. Wirklich? Nicht für Super-Illu! Die Illustrierte aus dem Burda-Verlag verbreitet auch ein Vierteljahrhundert nach Honeckers Reich wöchentlich ostzonales Flair. Die Super-Illu wurde schon sechs Wochen vor der Wiedervereinigung von reaktionsschnellen Burda-Managern in Ost-Berlin aus dem Boden gestampft. Seitdem ist das Blatt das Zentralorgan für die künstliche Beatmung eines verblichenen Lebensgefühls.

Sie ist kein Ostalgie- Organ. Eine Ehrenrettung des Stasi-Regimes findet nicht statt.

Dennoch ist sie kein Ostalgie-Organ. Eine Ehrenrettung der Stasi findet nicht statt. Statt dessen bietet das bunte Heft Ratgeber für das verwirrende Leben im Kapitalismus, regionale Heimatgeschichten und ein Wiedersehen mit den Promis zwischen Elbe und Oder, zum Beispiel Wolfgang Stumph (Kommissar Stubbe).

„Für uns ist Osten mehr als eine Himmelsrichtung“ steht auf jedem Titelblatt. Super-Illu streichelt die Seele der Menschen von Rügen bis Suhl, mit Fotostrecken aus der Uckermark, kritischen Titelthemen („Wir, die DDR und das Heute“) und Tips zum Mindestlohn. Die Erinnerung an eine gemeinsame Herkunft stärkt die kollektive Identität.

Der großaufgemachte „DDR-Streit“ um die Eberswalder Sängerin Dagmar Frederic und ihr Hausverbot im Friedrichsstadt-Palast wegen eines Fotos mit Honeckers Wachsfigur läßt Leser unter 25 Jahren wohl ratlos zurück. Darum verknüpft Super-Illu die Neufünfland-Identität sachte und geschickt mit gesamtdeutschem Lebensstil, etwa durch ein Interview mit Detlev Buck, der gerade einen Film in Querfurt dreht, oder einem Bericht über das Opel-Modell „Adam“ aus Eisenach.

Damit ist das Blatt extrem erfolgreich: Jede Woche verkauft der Verlag über 300.000 Exemplare. Das entspricht mehr als 20 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe über 14 Jahre. Das sind mehr als Spiegel, Stern und Focus zusammen in den Beitrittsgebieten absetzen. Kein Wunder: In denen steckt erheblich mehr Sozialismus-Doktrin als in Super-Illu.

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