© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Landschaften im Wandel der Zeit
Naturdokumentation: „Planet Deutschland – 300 Millionen Jahre“ von „Terra X“-Regisseur Stefan Schneider
Claus-M. Wolfschlag

In die geologische und biologische Geschichte Deutschlands entführt Stefan Schneiders Dokumentarfilm „Planet Deutschland – 300 Millionen Jahre“. Der Streifen ist eine Hommage an die deutsche Landschaft und möchte deren Entstehung nahebringen. Der Ausflug beginnt vor 300 Millionen Jahren, als das heutige Deutschland noch am Äquator lag. Gezeigt wird ein prähistorischer Urwald aus zwanzig Meter hohen Farnbäumen mit sehr hohem Sauerstoffgehalt und gewaltigen Insekten. Tausendfüßler wurden zwei Meter groß, Riesenlibellen jagten durch die Luft, während Vögel noch unbekannt waren.

Doch die Landmassen verschoben sich nach Norden, die afrikanische und eurasische Platte stießen gegeneinander und drückten langsam das Gebirge der Alpen in die Höhe. Das Meer zog sich zurück und hinterließ Bodenschätze und Fossilien in unserem Untergrund. Nashörner und Elefanten zogen den Rhein entlang, der stets seinen Verlauf veränderte, und zwischen den Eiszeiten tauchten schließlich unsere menschlichen Vorfahren auf.

Heute wird Deutschland von einem gemäßigten Klima beherrscht. Der ursprünglich dichte Wald wurde durch die Landwirtschaft teils in Acker- und Siedlungsland umgewandelt. Doch auf die Zerstörung folgten stets neue Lebensräume. Und so wirft der Film am Ende die Frage auf, wie Deutschland wohl in einigen Millionen Jahren aussieht. Der stete Wandel wird sicher ein ganz anderes Land hervorbringen als jenes, das wir heute kennen.

Schneiders Film zeigt die historischen Entwicklungen sehr anschaulich und mit vielen tricktechnischen Rückblenden. Vulkane brechen in der Eifel aus, Dinosaurier verenden im Morast. Optisch sind die durchaus liebevollen Aufnahmen solide, allerdings nicht innovativ und ohne besondere Idee. Das setzt sich in der inhaltlichen Konzeption fort. Die Szenen zeigen eine Rundreise vom Schwarzwald über das Rheintal, die Nord- und Ostsee, bis zur sächsischen Elbe. Die Auswahl führt markante deutsche Landschaften vor, erscheint aber zugleich etwas willkürlich. Da auf eine chronologische Handlung verzichtet wurde, verwirren zudem die zeitlichen Vor- und Rückblenden.

Trotz dieser Kritik an der filmischen Konzeption muß „Planet Deutschland“ bescheinigt werden, daß er zwar undramatisch, aber visuell eindringlich und mit viel Zuneigung die Entstehung unserer deutschen Landschaftsbilder zu vermitteln versteht. So bietet sich diese filmische Dokumentaion für Zuschauer jeden Alters an.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen