© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Die Peripherie profitiert
Zinsverlierer Deutschland: 23 Milliarden Euro hat das gemeinsame Währungsexperiment die deutschen Sparer seit 2010 gekostet
Christian Schwiesselmann

Die Deutschen profitieren am meisten von der Gemeinschaftswährung und der gemeinsamen Zentralbank, versuchen die Euro-Propagandisten aller Bundestagsparteien dem deutschen Volk einzuimpfen. Der „Global Wealth Report“ 2014, den Ökonomen der Allianz-Forschungsabteilung verfaßt haben, spricht eine andere Sprache: Danach hat die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank den deutschen Sparern seit 2010 Zinsverluste von 23 Milliarden Euro beschert. Demgegenüber konnten die Pleitestaaten Spanien, Griechenland, Irland und Portugal, die mit Milliarden Euros aus dem deutschen Steuertopf „gerettet“ wurden, zusammen Netto-Zinsgewinne von 83 Milliarden Euro einstreichen.

„Die Peripherie ist damit der große Profiteur der Niedrigzinspolitik“, schreiben Kathrin Brandmeir, Michaela Grimm, Michael Heise und Arne Holzhausen, die für ihre Berechnungen das Zinsniveau der Vorkrisenjahre 2003 bis 2008 heranzogen. Die höheren Zinsgewinne in Südeuropa entstehen, weil Kredite dort eigentlich „teurer“ sein müßten, als sie es ohne Rettungsmaßnahmen und den „Zinssozialismus“ in einem gemeinsamen Währungsraum sind. Spiegelbildlich dazu entstehen in Deutschland Zinsverluste, weil die deutschen Sparer zu niedrige Zinsen auf ihre Einlagen bekommen, als sie ohne Euro bekämen. Für sie räche sich die hohe Affinität zu Sichteinlagen, die wegen der niedrigen Einlagenzinsen ein Spiegelbild der relativen Stärke der deutschen Banken seien. Die Experten sagen voraus, daß sich die Schere zwischen Zinsgewinnern im Süden und den Zinsverlierern im Norden Europas im weiteren Verlauf der Euro-Krise noch weiter öffnen dürfte.

www.allianz.com

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