© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Leserbriefe

Zu: „Nachruf auf eine Partei“ von Karlheinz Weißmann, JF 39/14

Ausnahmejahr 1990

Ein Fehler ist Herrn Weißmann in seinem hervorragenden Rückblick doch unterlaufen, wenn er schreibt „daß es die Freidemokraten in den neuen Bundesländern nie ganz leicht hatten“. In allen fünf neuen Ländern erzielte die FDP bei den ersten Wahlen 1990 hervorragende Ergebnisse, um dann vier Jahre später durch die Bank massiv einzubrechen. In für mich vollkommen überraschender Ehrlichkeit sagte Christian Lindner vor der NRW-Landtagswahl 2010 im WDR-Vormittagsradio: „Das Vertauen, das wir in vier Jahren Regierungbeteiligung verspielt haben, müssen wir jetzt im Wahlkampf zurückgewinnen.“ Bekanntlich ist ihm genau das dort auch gelungen. Mir scheint, als seien in 40 Jahren SED-Herrschaft die Bürger der neuen Länder für hohle Phrasen und leere Versprechnungen ganz einfach weit weniger empfänglich geworden als ihre leichtgläubigen Nachbarn im Westen.

F. Axel Berger, Odenthal-Heide

 

 

Zu: „Ein Schleier des Schweigens“ von Dieter Stein, JF 39/14

Lobby für Kindestötungen

Der Slogan der Abteibungsgegner müßte den Tatsachen entsprechend lauten: „Weg mit dem Zwang zur Abtreibung“. Denn sogar Frauenärzte beraten unverhohlen zur Abtreibung bei Frauen, die ihr drittes und viertes Kind bekommen wollen, ohne daß eine soziale Indikatiion vorliegt. 1995 wurde ich dreimal hintereinander von einem Frauenarzt in Nordhessen gefragt, ob ich das dritte Kind nicht abtreiben wolle. Das sei „kein Problem“, insistierte er immer wieder, bis ich den Raum verließ. Ich war 29 Jahre alt, gesund und verheiratet.

Hier agieren Ärzte als Handlanger einer Abtreibungsmafia, die globale Strategien verfolgt. ProFamilia gehört zur Partnerorganisation von International Planned Parenthood Federation (IPPF). Einer der Hauptbegründer von Pro Familia war der Rassenhygieniker Prof. Hans Harmsen. IPPF hat weltweit Verbindungen zu gobalen Organisationen mit Geburtenkontrollprogrammen.

Silke Lueg, Bad Arolsen

 

 

Zu: „Berliner Geisterbeschwörung“ von Fabian Schmidt-Ahmad, JF 39/14

Der Deutsche ist allem schuld

Die Heuchelei um den Antisemitismus in Deutschland ist kaum mehr zu ertragen. Da sitzen all die verantwortlichen Eliten bei Demonstrationsreden in der „ersten Reihe“. Zugleich betreiben sie „Willkommenskultur“ und öffnen die Schleusen, auf daß die Antisemiten in unser Land spazieren können. Geschimpft wird aber über die Judenfeindlichkeit der „Deutschen“.

Karl Wagner, Dettelbach

 

 

Zu: „‘So etwas werden wir nie wieder erleben’“ von Marcus Schmidt, JF 39/14

Politische Geisterfahrerin

Frau Merz hat nicht den liberalen Flügel, sondern vor allem sich selbst repräsentiert. Mitnichten hat sich die AfD von ihrer liberal-konservativen Orientierung und schon gar nicht von ihrer Euro-Kritik entfernt.

Wenn jemand wie Frau Merz kurz vor der Thüringen-Wahl gar zur Nichtwahl der AfD aufruft und dann durch das fulminante Wahlergebnis so eindeutig eines Besseren belehrt wird, hat sie wohl aus der Erkenntnis gehandelt, daß sie zur politischen Geisterfahrerin geworden ist.

Die AfD hat nach wie vor eine große Anziehungskraft auf liberale Wähler, was die Wählerwanderung von der FDP belegt hat. Zudem sind viele ehemalige FDP-Mitglieder nach wie vor in leitenden Funktionen, und das ist auch gut so. Wirtschaftlich liberal und gesellschaftlich konservativ lautet nach wie vor das Erfolgsrezept. Beide Flügel müssen schlagen, aber nicht gegeneinander, sondern miteinander für einen grundlegenden Politikwechsel.

Bernd Vogel, Loxstedt

 

 

Zu: „Chronische Zettelitis“ von Ronald Gläser, JF 39/14

Von der Arbeit abhalten

Unser Gesundheitswesen ist mit System durchbürokratisiert. Die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen sind mehr als doppelt so hoch wie die der Privaten. Von den Krankenkassenbeiträgen wird ein Heer von Sachbearbeitern alimentiert, welche die Ärzte mit ASAs (absolut sinnlosen Anfragen) von ihrer eigentlichen Arbeit abhalten. Von einer privaten Krankenkasse habe ich noch nie eine ASA erhalten. Die Deutsche Rentenversicherung funktioniert ebenso.

Im von Ihnen geschilderten Fall, stationäre Behandlung, kommen noch die DRGs (diagnose related groups) dazu. Jede stationäre Behandlung hat eine Abrechnungsziffer, welche genau festlegt, wieviel Tage das Krankenhaus bezahlt bekommt. Ganz gleich, ob die Behandlung sehr einfach oder kompliziert und lange verläuft. Alle Krankenhausmitarbeiter, auch der hier erwähnte Verwaltungsmitarbeiter, stehen unter extremem Zeitdruck.

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen

 

 

Zu: „Kleider machen Leute runter“ von Andreas Harlaß, JF 39/14

Vertauschte Rollen

Offenbar hat sich bei Ihnen, vermutlich redaktionellem Zeitdruck geschuldet, ein Fehler bei der Beschriftung der abgebildeten Herren eingeschlichen, welche den Artikel links und rechts flankieren.

„Modischer Anzug und passende Krawatte: Klassisch und immer gut“ steht da nämlich widersprüchlich unter der Abbildung eines in der Tat guten Beispiels für eine modische Geschmacklosigkeit, die mit glänzendem Stoff, viel zu breiter Krawatte und billigen, geklebten Schuhen jene Stillosigkeit und Beliebigkeit offenbart, welche im dazugehörigen Text zu Recht gescholten wird. Richtig wäre also hinter dem Doppelpunkt: „Die Anspruchslosigkeit in Person“, was aber fälschlicherweise unter dem rechten Bild steht. Dieses zeigt einen Herren im Freizeitlook mit „Jeans und Anorak“, dazu Bootsschuhe. Abgesehen vom fehlenden Oberhemd bzw. Poloshirt also „klassisch und immer gut“.

Dem ins Felde geführten Bernhard Roetzel, Verfasser des von Ihnen so genannten „Standardwerkes für klassische Herrenmorde“ mit dem Titel „Der Gentleman – Handbuch der klassischen Herrenmode“, könnte es vor Schreck die Klub- oder Tweet-Jacke ausziehen.

Kilian Wittmann, Gauting

 

Schlimmer als im Mao-Look

Bei diesem Thema haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen! Selbst alte Frauen gehen nur in Hosen und Anorak, wie in der Ostzone. Kein bißchen Eleganz. Die Masse, die heutzutage so kaputt rumläuft, schlimmer als im Mao-Look, hat scheinbar die Kontrolle über sich verloren.

Werner Meier, Herford

 

 

Zu: „Geographie ist Schicksal“ von Michael Paulwitz, JF 38/14

Beispielhafte Darstellung

Diesen aufschlußreichen und für die Meinungsbildung sehr wichtigen Leitartikel sollten viele Deutsche lesen, besonders die Politiker, die verantwortliche Entscheidungen fällen, und auch so manche Journalisten. Sie könnten sich daran ein Beispiel nehmen, wie wichtige Zusammenhänge in der Politik der interessierten Allgemeinheit darzustellen sind. Werden wir doch zumeist nur sehr verwirrend und einseitig informiert.

Hans-Joachim Wilpart, Zollikofen / Schweiz

 

 

Zu: „Im Bann der schwarzen Fahne“ von Christian Schreiber, JF 38/14

Instrumentalisierung

Erlauben Sie mir eine Anmerkung zum vermeintlichen „Erkennungszeichen“ des Islamischen Staates (IS), dem erhobenen Zeigefinger: Dieser ist kein spezielles Erkennungszeichen des IS, sondern allgemein das Zeichen gläubiger Muslime für den Glauben an den einen Gott. Er wird bei jedem Gebet im Rahmen der Gebetsabläufe kurz gezeigt. Dies ist eine klare Abgrenzung zur christlichen Trinität und der Anbetung von Propheten oder normalen Menschen.

Der IS reklamiert hier offensichtlich ein allgemeines Zeichen des muslimischen Glaubens für seine Ziele. Dies ist um so bedenklicher, da das Zeichen von praktisch jedem Muslim, der sich an die Gebetsvorschriften hält, fünfmal am Tag gezeigt wird. Ebenso problematisch ist die Umbenennung der „Sharia-Police“ in „Pro Halal“. Halal ist bekanntlich nichts anderes als die muslimische Reinheit der Speisen und des Verhaltens. Etwas, das jeder gläubige Muslim anstrebt. Indem fundamentalistische Moslems oder Salafisten diese Botschaft für sich reklamieren, radikalisieren sie dadurch quasi alle gläubigen Muslime.

Heinrich von Burg, München

 

 

Zu: „Nebeltopf der Woche / Warum IS nicht mehr islamisch sein soll“ von Marcus Schmidt, JF 38/14

Fahimi beleidigt den Verstand

Die Generalsekretärin der SPD, Yasmin Fahimi, warnt also davor, die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ als „radikal-islamisch“ zu bezeichnen. Damit beleidige man alle Muslime.

Gut, daß sich Frau Fahimi mit dieser Botschaft für eine klare, politisch korrekte Ausdrucksweise ausspricht. Sie hätte noch hinzufügen sollen: Wer gegen das Verbot verstößt und diese Mörderbanden, die ein Kalifat errichten wollen, dennoch als Muslime bezeichnet, der sollte nach dem Recht der Scharia bestraft werden.

Götz Kositza, Bielefeld

 

 

Zu: „Los von London“ von Hinrich Rohbohm, JF 38/14

Thronbesteigung ohne Stewart

So gut die schottische Geschichte am Ende der Reportage auch dargestellt wird – eines stimmt nicht: 1603 kam nicht das Haus Stewart auf den englischen Thron, sondern das Haus Stuart.

Manfred Klotz, Bad Bevensen

 

 

Zu: „Die Frauen der Wikinger“ von Katharina Hirsch, JF 38/14

Differenz, keine Degradierung

Da man nicht umhinkonnte zuzugeben, daß die Wikingerfrauen beträchtliche Rechte und Kompetenzen hatten, wurde auf die alten Stereotype vom saufenden, prügelnden Ehemann zurückgegriffen, um Frauenelend zu konstruieren. Die Arbeitsteilung innerhalb der Familie war überlebensnotwendig und wurde von den auch heute noch gültigen, wenngleich geleugneten, körperlich-geistig-charakterlichen Unterschieden der Geschlechter diktiert und war und ist keine Degradierung.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zum Forum Pro&Contra: „Englisch als Lehrsprache in der Wissenschaft“, JF 38/14

Wissenschaft, Flug und Dichtung

Die Israelis standen mit ihrer Staatsgründung 1948 vor der Frage: Englische Einheitssprache oder eigene neu zu konstruierende Landessprache. Sie entschieden sich zu der wirklich schwierigsten Lösung: einem Neu-Israelisch, das alle Israelis erst neu lernen mußten. Die Erfahrung hat gezeigt, daß diese neue Landessprache das beste Bindemittel ist für den Glauben und außerdem die beste Intelligenzübung darstellt.

Deutsch war vor dem Ersten Weltkrieg die erste Wissenschaftssprache, weil die Mehrzahl der Nobelpreise an Deutsche gingen. Mit dem preußischen Erziehungswesen hatten die Deutschen eben ersichtliche Erfolge. Französisch war die Sprache der Diplomaten, Englisch die Sprache der Kaufleute. Es war die Zeit der Internationalisten, also derer, die sich aus der Änderung durch Globalisierung schon eine Verbesserung versprachen.

Von der Wissenschafts- über die Flugsicherheits- bis zur Dichtersprache muß jeder Kulturkreis in der Welt sich sein Englisch erarbeiten. Deswegen werden die Uniformsprachler (Englisch) hinter Esperanto oder dergleichen stehen und die Dichter recht behalten, daß nur die Muttersprache das Gefühl mitteilen kann.

Leuther von Gersdorff, Otterfing

 

 

Zu: „Versöhnung mit uns selbst“ von Gernot Facius, JF 37/14

Verfälschtes Gedächtnis

Mit der Verabschiedung von Frau Steinbach als BdV-Vorsitzender und der „Einbettung“ des deutschen Vertreibungsschicksals in das Dokumentationszentrum der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ in Berlin scheint nun ein Schlußstrich gezogen unter das jahrzehntelange Bemühen der Vertriebenen um die Anerkennung des unermeßlichen Verlustes der Heimat und der Annexion eines Viertels Deutschlands durch die Vertreiberstaaten Polen und die Tschechei.

Doch bleibt daran zu erinnern, daß die Bierut- und Beneš-Dekrete noch immer in Kraft sind und Polen und Tschechen Enteignung und Vertreibung mehrheitlich billigen. Der tschechische Präsident Zeman gründet seine Präsidentschaft auf dem völkerrechtswidrigen Unrecht. Der Wille der Genfer Konventionsverfassung von 1948 war, die Vertreibung als Genozid zu bezeichnen (de Zayas). Die UN-Generalversammlung vom Dezember 1992 benennt die ethnische Säuberung noch als Völkermord. Das Europäische Parlament aber hat sich geweigert, die mörderische Deutschenvertreibung als Problem anzuerkennen. Mit der Aufnahme in die europäische „Wertegemeinschaft“ verbanden Polen und Tschechen Garantien gegen Rückgabegabeforderungen und haben die Grundrechtecharta nicht unterschrieben. Diese verbietet Enteignungen ohne Entschädigung.

Stattdessen präsentiert die deutsche Regierung dem eigenen Volk, speziell den verbliebenen Vertriebenen, immer wieder Schuldtitel, wie jüngst wieder mit der Gauck-Rede am 1. September. Ich fürchte, daß – auch unter dem Einfluß der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ – geschichtsverfälschende Äußerungen in das kollektive Gedächtnis des deutschen Volkes eingehen. Die Erlebnisgeneration wird weniger, der BdV schwächer. Wer wird dann noch sein Wort für Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit erheben?

Kurt Ekkehard Goldmann, Altenglan

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen