© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/14 / 19. September 2014

Frisch gepresst

Carl Schmitt. Mit der Edition der Tagebücher des Staats- und Völkerrechtlers Carl Schmitt (1888–1985), die 2003 mit den zwischen 1912 und 1915 entstandenen Diarien des jungen Juristen einsetzte, wollten die Herausgeber dem Werk des politischen Denkers autobiographisches Material an die Seite stellen, das helfen soll, den „Lebenskontext“ des Mannes besser zu verstehen, den sie zu Recht als einen der „einflußreichsten deutschen Gelehrten des 20. Jahrhunderts“ bezeichnen. Dabei haben sie in Kauf genommen, daß Freund und Feind auch die „peinlichen Seiten“, etwa die „sexuellen Obsessionen“ des notorischen Fremdgängers und lauen Katholiken, entdecken. Und gerade die jüngste Edition, die die Tagebücher aus der Zeit des Wechsels von der Universität Greifswald nach Bonn sowie die Anfangsjahre als Hochschullehrer im besetzten Rheinland vorlegt, bietet reichlich Stoff über den privaten und fast zwangsläufig eben peinlichen CS. Denn trotz der exponierten Lage unter den Augen der Besatzer, trotz der vom Systemwechsel, von Bürgerkrieg, Putschversuchen und ökonomischem Desaster geprägten Zeitumstände in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, ist bei Professor Schmitt eher selten von Politik die Rede. Was den Leser aber nicht dazu verleiten sollte, den Blick bei der Lektüre dieser Tagebücher voyeuristisch zu verengen. (dg)

Gerd Giesler, Ernst Hüsmert, Wolfgang H. Spindler (Hrsg.): Carl Schmitt. Der Schatten Gottes. Introspektionen, Tagebücher und Briefe 1921 bis 1925. Duncker & Humblot, Berlin 2014, gebunden, 601 Seiten, 69,90 Euro

 

Abtreibung. Bereits vor zwei Jahren veröffentlichten die Lebensrechtler um Bernward Büchner, Claudia Kaminski und Mechthild Löhr ihren Aufsatzband, der unter anderem die Entwicklung beklagte, daß mittels überstaatlicher Institutionen wie der EU oder gar der Uno die Abtreibung vermehrt als normales Instrument der „Geburtenkontrolle“ propagiert wird (JF 42/12). Die damalige EU-Justizkommissarin Viviane Reding maßregelte sogar Staaten, die Gelder für Kampagnen gegen die Abtreibung aufwendeten. Die Globalisierung dieser international geförderten „Familienplanung“ schreitet in den Armutsregionen besonders stark voran. Wie die Herausgeber im Vorwort der zweiten, stark erweiterten und aktualisierten Auflage schreiben, regt sich mittlerweile jedoch Widerstand gegen diese Entwicklung. (bä)

Bernward Büchner, Claudia Kaminski, Mechthild Löhr (Hrsg.): Abtreibung. Ein neues Menschenrecht? Sinus Verlag, Beltheim 2014, broschiert, 261 Seiten, 14,80 Euro

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