© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/14 / 19. September 2014

Yasmin Fahimi. Die SPD-Generalsekretärindient der Partei lediglich als Aushängeschild
Das Feigenblatt
Paul Rosen

Mit Ostpreußen bringt Yasmin Fahimi so ohne weiteres niemand in Verbindung. Die 46jährige SPD-Generalsekretärin scheint vielmehr wie in einem Zeitgeist- und Trendlabor geschaffen: Der Name läßt auf Migrationshintergrund schließen (der Vater stammt aus dem Iran). Ganz auf das Lebensart-Modell Berlin-Prenzlauer Berg getrimmt, lebt sie in einer Flickwerk-Beziehung (der Lebensabschnittspartner brachte zwei Kinder mit) in einer Altbauwohnung in ihrer Vaterstadt Hannover und kocht gerne mit Freunden.

Daß die Familie der Mutter der SPD-Politikerin aus Ostpreußen stammt, findet sich nur als kurzer Hinweis in längeren Biographien. Auf das Leben der studierten Chemikerin, die ihr bisheriges Berufsleben als Gewerkschaftssekretärin verbrachte und schließlich in den Armen des IG Bergbau, Chemie, Energie-Vorsitzenden Michael Vassiliadis landete, hatte dieser Teil der Familiengeschichte keinen Einfluß.

Noch Ende der achtziger Jahre irrlichterte die 1967 geborene Yasmin Fahimi im linken SPD-Flügel umher, orientierte sich mit dem Aufstieg von Gerhard Schröder aber mehr zur Mitte. Völlig überraschend wurde sie im Januar dieses Jahres Generalsekretärin der SPD, wofür eigentlich der Kieler Politiker Ralf Stegner im Gespräch war. Doch Stegner ist zu links – und ein Mann. Rund um den massigen SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel gibt es zu viele Männer; deshalb suchte Gabriel „nach einer Frau, der er entweder vertrauen oder die ihm nicht gefährlich werden kann. Weil Gabriel nur ganz wenigen Menschen traut, präsentierte er Fahimi“, spottete die Stuttgarter Zeitung. Im Willy-Brandt-Haus, wo noch der kalte Rauch von Franz Münteferings Zigarillos zu riechen ist, fiel Fahimi bisher kaum auf, wenn man einmal davon absieht, daß sie gegen die sinkende Wahlbeteiligung mit dem Aufstellen von Wahlurnen in Supermärkten und Postämtern vorgehen will. „Ich passe in keine Schublade“, sagt sie über sich selbst, ist aber in Wahrheit nichts anderes als eine zeitgeistige Quotenfrau. Frauen wie Fahimi findet man in der Politik inzwischen zuhauf.

Für die SPD spricht in Wirklichkeit Stegner, der ein Interview nach dem anderen gibt. Die Wahlkämpfe organisiert der von Gabriel aus Thüringen nach Berlin geholte Matthias Machnig. Der braucht nach seinem Selbstverständnis keinen Vorgesetzten, und eine in Wahlkämpfen ahnungslose Frau schon gar nicht. „Ihr fehlen“, erkannte die Welt am Sonntag, „die Konzepte. Und hätte sie welche, würde sich Gabriel kaum dafür interessieren.“

Einmal setzte sie einen Akzent, vielleicht den wichtigsten ihrer Amtszeit: Sie gab der Thüringer SPD grünes Licht für eine mögliche Juniorpartnerschaft in einer Linken-Regierung, die zusammen mit den Grünen möglich wäre. „Da ist der Landesverband autonom“, sagte sie. Der Weg zu Rot-Rot-Grün als Alternative zur Großen Koalition in Berlin könnte leichter werden.

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