© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/14 / 12. September 2014

Leserbriefe

Zu: „Außer Kontrolle“ von Michael Paulwitz, JF 37/14

Nach neun Monaten geht es raus

Laut Presseberichten fehlen in der Altenpflege bis zu hunderttausend Arbeitskräfte. Die Krankschreibungen in diesem Bereich nehmen wegen Überlastung zu. Arbeitswillige Asylanten aber dürfen erst nach neun Monaten Aufenthalt arbeiten. Zuständig ist das Asylbewerberleistungsgesetz. Angeblich achten die Gewerkschaften darauf, zuerst die deutschen Hartz-IV-Empfänger unterzubringen. Dazu paßt der O-Ton eines Hartz-IV-Empfängers, der zum Spargelstechen eingeteilt wurde: „Muß ich mich dabei bücken?“

Dr. Hartmut Heinlein, Eschershausen

 

 

Zu: „Kämpfe in der Ostukraine / Im Morast versunken“ von Thomas Fasbender, JF 37/14

Eine Zumutung für die ganze Welt

Putins Lügen sind eine Zumutung für die ganze Welt. Wenn die russischen Soldaten nur auf Urlaub in der Ukraine sind, dann waren das wohl auch die deutschen Truppen damals in der Sowjetunion.

Günter Mangold, Gargnano/Italien

 

Begonnen, aber nicht gewonnen

Den Krieg in der Ukraine hat doch Putin begonnen. Insofern hat Gauck vollkommen recht, wofür der von Putin kolportierte Satz („Wenn ich will, nehme ich Kiew in zwei Wochen ein“) der beste Beweis wäre.

Herbert Gaiser, München

 

Kommentar ohne Flugschreiber

Es erstaunt mich, daß Herr Fasbender den Abschuß der malaysischen Maschine Herrn Putin zuschreibt. Wenn die JF hier mehr weiß, zum Beispiel die Aussagen der Black Box kennt, würde das mich und sicher auch andere Leser interessieren.

Wolf von Stephani, Lingen

 

 

Zu: „Tiefschlag kurz vor Mitternacht“ von Felix Krautkrämer, JF 37/14

Nur drei Republikaner

Der knappe Rauswurf der NPD aus dem sächsischen Landtag erscheint mir in der Tat etwas eigenartig. Der Manipulationsverdacht läßt sich wohl nicht ganz von der Hand weisen. Aus eigener Erfahrung als Wahlhelfer weiß ich, wie seltsam es bei Urnengängen zugehen kann.

Bei der Europawahl 1999 ergab sich in einem oberbayerischen Wahllokal folgendes Bild: Jeder der insgesamt sechs Helfer hatte einen Stapel von rund hundertzwanzig Stimmen auszuzählen. In meinem Papierberg waren drei Stimmen für die Republikaner. Die galten seinerzeit als furchtbare Ultras. Ungültig war keine. Die übrigen fünf Helfer zählten aus ihren rund 600 Stimmen nur eine einzige für REP, aber mehrere ungültige.

Ich muß betonen, daß mir keine Beweise für Maniplulation vorlagen. Aber mich wundert das Ergebnis bis heute. Vielleicht ist nicht jedermann klar, wie leicht eine Stimme ungültig werden kann. Dazu genügt irgendein versehentlich (?) hingekritzelter Schnörkel.

Volker Wittmann, Gauting

 

 

Zu: „Der Weg des Geldes“ von Christian Schreiber, JF 37/14

Die Sau holt sich der Staat

Man stößt immer wieder auf die Ansicht, das Kindergeld wäre eine staatliche, familienbezogene Leistung. Dies ist unzutreffend. Vielmehr ist das Kindergeld in unmittelbarem Zusammenhang mit der Tatsache zu sehen, daß das Existenzminimum des Kindes nicht steuerfrei gestellt wird. Wer die Kosten eines Kindes in einem ersten Schritt mit Einkommensteuer belegt, um dieses zwangsweise eingezogene Geld in einem zweiten Schritt teilweise in Form von Kindergeld zurückzugewähren, sollte nicht für sich in Anspruch nehmen, eine familienpolitische Leistung erbracht zu haben. Es war wohl der Sozialrichter Jürgen Borchert, der sinngemäß einmal unvergleichlich formulierte: „Erst klaut der Staat den Familien die Sau vom Hof, um ihnen ein paar Tage später drei Koteletts zu schicken.“

Andreas Ritter, Hamburg

 

 

Zu: „Kriegsausbruch in Zeitlupe“ von Paul Leonhard, JF 37/14

Deutsche Gründungsakte Kigali

Die kartographische (rot eingefärbte) Darstellung von Deutsch-Ostafrika im Ersten Weltkrieg ist unrichtig. Tatsächlich gehörte zu Beginn des Ersten Weltkrieges der in der Karte im Nordwesten Deutsch-Ostafrikas als „Belg.-Kongo“ ausgewiesene Landesteil (mit den Landschaften Ruanda und Burundi) sehr wohl zu „Deutsch-Ostafrika“! Erst im Mai 1919 hatte Großbritannien diese Landschaften an Belgien abgetreten, das sie unter seine Verwaltung stellte, im folgenden sanktioniert durch den „Friedensvertrag“ von Versailles am 28. Juni 1919. Am 1. Juli 1962 erhielt das ehemalige Belgisch-Kongo mit den beiden Staaten „Ruanda“ und „Burundi“ seine Unabhängigkeit. Kigali wiederum, seit 1962 Hauptstadt von Ruanda, war 1907 von dem Residenten Richard Kandt (1867–1918), Arzt und Afrikaforscher, mitten in der Wildnis gegründet worden.

Prof. Dr. Wilhelm Lutz, Eschborn-Niederhöchstadt

 

 

Zu: „Gefährliches Spiel“ von Michael Paulwitz, JF 36/14

Nachhaltige Hilfe nur vor Ort

Deutschland hat sich als Ziel gesetzt, 0,7 Prozent des Bruttosozialproduktes für die Entwicklungszusammenarbeit zu verwenden. Ein Teil der durch Asylbewerber verursachten Kosten wird in die Entwickungshilfeausgaben eingerechnet. Die für Asylbewerber genutzten finanziellen Mittel fehlen somit in Krisen- und Entwicklungsregionen.

Von den im Jahr 2013 unbegleitet nach Deutschland eingereisten minderjährigen Asylbewerbern sind über 81 Prozent männlich. Entspricht das unseren Vorstellungen von Gleichberechtigung? Nach meiner persönlichen Erfahrung in Krisen- und Entwicklungsländern sind dort vor allem junge Frauen mit großen Problemen und Verfolgung konfrontiert, trotzdem spiegelt sich das nicht in unserer Asylstatistik wider. Auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten wäre es sinnvoller, unsere Hilfspolitik vor Ort und in den Nachbarregionen zu konzentrieren. Dort können mit jedem ausgegebenen Euro mehr Menschen erreicht werden und die Wahrscheinlichkeit für eine nachhaltige Lösung ist höher.

Sebastian Richter, Berlin

 

 

Zu: „Rußlands Umgang mit Europa: Wer will was nicht lernen?“ von Detlef Kühn, JF 36/14

Erst Naher Osten, jetzt Ukraine

Ich selbst, 85 Jahre, habe fünzig Jahre in der UdSSR gelebt und Enteignung der Familie, Erschießung des Vaters und zweier Onkel, Deportation usw. durchlitten. Daher pflege ich gegenüber Rußland keine Illusionen. Der jahrhundertealte imperialistische Gedanke steckt immer noch in den Russen. Doch wirtschaftlich schwach, dem Alkohol verfallen und demographisch dahinsiechend, kann uns Rußland heute nicht gefährden, es ist aber ein wichtiger Energielieferant und Handelspartner. Der Konflikt zwischen Ukrainern und Russen, die millionenfach untereinander verheiratet sind und bisher friedlich miteinander lebten, ist künstlich durch fremde globale Strategien, die schon im Nahen Osten viel Unheil brachten, provoziert worden. Das Schlimmste, man entscheidet gegen das Volk – in der Ostukraine sind es in der großen Mehrheit die Russen. Die Krimer, darunter mein Neffe, sind glücklich, zu Rußland zu gehören.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

US-amerikanische Inszenierung

Heutzutage werden Kriege von den Medien durch abwertende und meist haltlose Kritik am Kontrahenten vorbereitet, gefolgt von einer Unterwanderung und Schwächung der Bevölkerung. Sie enden schließlich in der Initiierung und Finanzierung von Bürgerkriegen im feindlichen Land, die in einer militärischen „Befreiung“ des Volkes durch den eigentlichen Aggressor gipfeln. Kein zweites Land beherrscht diese Art der Kriegsführung so perfekt wie die Vereinigten Staaten von Amerika.

Reiner Henze, Schorndorf

 

 

Zu: „Historisches Kalenderblatt: 1. September 1989“, JF 36/14

Falscher Zeitpunkt

Sie schreiben, im August 1989 seien über 30.000 DDR-Flüchtlinge vor allem über Ungarn geflohen. Das ist falsch! Da saßen wir noch in den ungarischen Lagern, ich in Zanka am Balaton bis zum 11. September 1989, denn da öffnete die ungarische Regierung die Grenze zu Österreich. Innerhalb eines Tage sollen dann 20.000 DDR-Bürger ausgereist sein, bis Ende September 40.000. Übrigens benötigten wir dazu einen westdeutschen Reisepaß. Den Paß erhielten wir bereits im Lager. Im August gelang es relativ wenigen DDR-Bürgern, die Grenze zu Östereich zu überwinden.

Dr. Reinhard Fischer, Grabenstätt

 

 

Zu: „Brüssel die Suppe versalzen“ von Thomas Fasbender, JF 35/14

Sanktionen fragwürdig

Ich bin kein Anhänger Wladimir Putins. Wie auch, ist er doch der Prototyp des gefährlichen, unkalkulierbaren Autokraten, dessen politische Ambitionen von der Sehnsucht nach imperialer Größe bestimmt sind und der sich daher keinen Deut um internationale Rechtsnormen schert. Doch die beschlossenen Wirtschaftssanktionen greifen nur, falls tatsächlich das Primat der Ökonomie gegenüber dem des Politischen dominiert. Aber das darf bezweifelt werden.

Zwar haben russische Unternehmen bereits jetzt massive Probleme, das dringend benötigte ausländische Kapital zu akquirieren, und das (langsame) Abgleiten Rußlands in eine schwere Rezession ist absehbar. Sich aber in der Sicherheit zu wiegen, daß Putin am Tag X klein beigibt, kann ein böses Erwachen geben. Was, wenn dieser Kurs dazu führt, daß sich die Russen erst recht vom Westen abwenden? Wie die unglückselige Geschichte der beiden vergangenen Jahrhunderte bewiesen hat, ist Nationalstolz den slawischen Völkern kein Fremdwort. Die Sowjetunion hat – aller in ihrem Namen verübten Massenverbrechen zum Trotz – fast sieben Jahrzehnte überdauert, obgleich sie dem westlichen Machtblock ökonomisch stets weit unterlegen war.

Dringend geboten sind verläßliche wirtschaftspolitische Abkommen zwischen der EU und der von Putin initiierten Eurasischen Union. 2012 erwirtschafteten alleine die im Dax notierten Konzerne in der Russischen Föderation 22 Milliarden Euro Umsatz. Aktuell sind mehr als 6.000 deutsche Firmen dort mit einem Investitionsvolumen von 20 Milliarden Euro vertreten. Hinzu kommt der bilaterale Handel mit 76,5 Milliarden Euro (2013). Für viele Branchen ist es ein verheißungsvoller Zukunftsmarkt.

Matthias Kaiser, Hausach

 

 

Zu: „Der Westen will nicht lernen“ von Eberhard Straub, JF 35/14

Damals Polen, heute die Ukraine

Einen größeren historischen Unsinn habe ich in der JF selten gelesen. Nicht der „Westen“ drängt Rußland aus Europa, Rußland marginalisiert sich selbst, indem es den Zerfall des Sowjetimperiums und die Reduktion auf seine russisch-asiatischen Gebiete nicht akzeptieren will. Die demokratische Befreiung seiner Usurpationsgebiete nach dem Ersten Weltkrieg (Baltikum, Polen) hat Stalin mit Hilfe Hitlers ab 1939 revidiert (Nichtangriffspakt 1939) und nach dem Zweiten Weltkrieg dann ganz Osteuropa zu abhängigen Satellitenstaaten degradiert. Der Westen hat zugeschaut.Gut zusammengelebt haben Rußland und Preußen, so gut sogar, daß man im Verein mit Habsburg der Staatlichkeit der Polen in drei Teilungen den Garaus machte, wobei sich Rußland notabene das größte Beutestück sicherte. Heißt das europäisch handeln? Und heute ist die Ukraine – wie damals Polen – nur ein „chaotisches Gebilde“, warum sollte man sie nicht auch teilen? Rußland hat damit schon begonnen, nur der dumme Westen schaut zu!

Sendungsbewußtsein, Erlösungsmission des Westens? Lachhaft! Ich empfehle die Lektüre Dostojewskis und die Schriften der kommunistischen Weltrevolution. Die Versuche des Westens seit der Wende, Rußland heimzuholen nach Europa, hat Putin auf der Krim zu Grabe getragen. Rußland als einzige Macht in Europa, die sich der „Amerikanisierung“ widersetzt, hat weltweit viele Verbündete: etwa den militanten Islam und teilweise China. Wie die Geschichtsklitterung der Vergangenheit zur Gegenwartsklitterung führt, dafür ist Straubs Artikel ein eklatantes Beispiel. Fazit: Mit einer gewissen Rotfärbung durch etwas „HistoMat“ wäre er als Lehrmaterial auf einer SED-Parteischule gut zu gebrauchen gewesen.

Frank-Eberhard Wilde, Rudolstadt

 

 

Zur Nachricht: „Kontingente für Syrer“, JF 35/14

Wohncontainer vor Reichstag

Dietrich Thränhardts Ratschläge sind nur Theorie! Es stellt sich mir die praktische Frage, wie viele „Migranten“, egal woher sie auch kommen, hat denn dieser Herr bei sich aufgenommen? Genau wie unsere Politiker in Berlin, die weit weg von der Wirklichkeit sind. Warum gehen denn unsere „Volksvertreter“ und diese Besserwisser nicht mit gutem Bespiel voran? Weshalb werden nicht Wohncontainer vor dem Reichstagsgebäude aufgestellt? Platz wäre dort genug, und unsere Politiker könnten jeden Tag erleben, welche Probleme damit verbunden sind. Wann wacht dieses Land endlich auf?

Manfred Schäfer, Altenstadt

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Verharmloste Bedrohung“, JF 34/14

Bürger wie du und ich

Ihr Artikel bestätigt die Tatsachen. Man braucht sich nur die Sendung „Aktenzeichen XY“ im ZDF anzusehen. Von zehn gezeigten Fällen haben in acht Fällen die Täter Migrationshintergrund. Erschreckend ist dabei die rücksichtslose und brutale kriminelle Energie, die durch die Täter aufgewandt wird, um letztendlich verhältnismäßig geringen Erfolg zu haben. Die Opfer sind nicht unbedingt reiche, vermögende Leute, sondern Bürger wie du und ich.

Paul Jörg, Denklingen

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