© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/14 / 12. September 2014

Frisch gepresst

Alexander Kluge. Ein deutsches Schicksalsdatum, der 30. April 1945, der Tag, an dem sich Adolf Hitler im Bunker unter der Reichskanzlei erschoß, steht im Zentrum von Alexander Kluges neuestem Collagewerk, das nicht zufällig an Walter Kempowskis „Echolot“ erinnert. Denn die fast gleichaltrigen Angehörigen der Flakhelfer-generation haben als Schriftsteller gleichzeitig damit begonnen, Zeitgeschichte auf unkonventionelle Art zu vergegenwärtigen. Insoweit würde sich Kluges „30. April 1945“ nahtlos in Kempowskis „Fuga furiosa“ einfügen lassen. Und wie der Rostocker Arbeiter am kollektiven Gedächtnis der Deutschen setzt der Halberstädter Arztsohn auf das Prinzip Unübersichtlichkeit. Darum zerbricht die von Kluge präsentierte Gleichzeitigkeit welthistorisch bedeutsamer Ereignisse und banalster Alltagsbegebenheiten wie selbstverständlich das öde bundesrepublikanisch-volkspädagogisch eingeschliffene Vorverständnis vom Ende des Zweiten Weltkrieges. Bedauerlich nur, daß Kluge diesen Effekt erheblich abschwächt, weil er Reinhard Jirgl als Gastautor zu sich ins Boot holte, dessen Episoden gar zu penetrant den Biedersinn moralisierender Schwarzweißmalereien aus der Werkstatt der Bundeszentrale für politische Bildung repetieren. (ob)

Alexander Kluge: 30. April 1945. Der Tag, an dem Hitler sich erschoß und die Westbindung der Deutschen begann. Suhrkamp Verlag, Berlin 2014, gebunden, 316 Seiten, Abb., 24,95 Euro

 

Konservativ. Er sei ein „schlichter Rechtsanwalt in Mannheim“, der als Großvater dafür kämpfe, daß die Arbeitskraft seiner 14 Enkel „nicht wie im Mittelalter für Hand- und Spanndienste an fremde Staaten verpfändet“ werde, positionierte sich Wolfgang Philipp 2013 gegen die Euro-Rettungspolitik. In seiner Streitschrift „Konservativ!“ legt er seinen juristischen Finger in die offenen Wunden der Bundesrepublik, die von einem „demokratischen Rechtsstaat“ zu „einem kaum mehr staatsrechtlich definierbaren Gebilde mit stark anarchistischen Elementen heruntergekommen ist“. In 32 Miniaturen durchschreitet er sicher die Minenfelder, die der gutmenschliche Tugendterror hinterlassen hat: beschränkte Meinungsfreiheit, verzerrte Geschichtsbilder, unbegrenzte Masseneinwanderung, doppelte Staatsbürgerschaften, geplünderte Rentenkassen, legalisierte Abtreibungen, politisierte Rundfunkanstalten und eine bankrotte Gemeinschaftswährung. (cs)

Wolfgang Philipp: Konservativ! Die Antwort auf den „Kampf gegen Rechts“. Wider Unfreiheit und Anarchie. Gerhard-Hess-Verlag, Bad Schussenried 2014, broschiert, 180 Seiten, 14,95 Euro

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