© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/14 / 12. September 2014

Debatte um salafistische „Scharia-Polizei“
Neue Blockwarte
Christian Vollradt

Hut ab, was für ein PR-Coup! Eine Handvoll bärtiger Jünger Mohammeds, angetan mit orangefarbenen Warnwesten samt Aufdruck „Shariah Police“, streift durch Wuppertal, um andere „Mainstream“-Moslems von Drogen, Glücksspiel sowie Pornographie fernzuhalten. Und ganz Deutschland redet darüber. Politiker und Medien, rechts wie links, sind sich einig: das geht gar nicht, dagegen muß man doch was tun ...

Der wohlfeile Ruf nach dem (starken?) Staat ließ nicht lange auf sich warten, selbst wenn kleinlaut eingestanden wird, daß die selbsternannte Scharia-Schutzmannschaft nichts Illegales angestellt hat; ganz im Unterschied etwa zu ihren Glaubensgenossen, die sich für die dschihadistische Champions League entschieden haben (Kopfabschneiden in Syrien oder Bombenbau in Bonn). Denen soll, fordern forsche Innenpolitiker, die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt werden (was rechtlich schwierig werden dürfte).

Nun, schon in der Bibel geht mit dem Heulen und Zähneklappern die Einsicht einher, daß es für reuevolle Umkehr zu spät ist. Was sich da an Parallelgesellschaft offenbart, ist längst etabliert. Die duftet nicht nur nach Köfte, sondern mieft im harmlosesten Fall ziemlich restriktiv. Die neuen Blockwarte haben keine Häkeldeckchen auf dem Sofa, sondern Häkelmützchen auf dem Kopf; das ist der multikulturelle Fortschritt.

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