© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/14 / 05. September 2014

Leserbriefe

Zu: „Wenigstens konsequent“ & „Sturm der Entrüstung“ von Felix Krautkrämer, JF 36/14

Das Politische und das Private

Dem Vorschlag von Martin Patzelt, Flüchtlingen private Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, kann ich etwas abgewinnen. Natürlich dürfen es nicht Zwangsmaßnahmen sein, wie dies am Ende des Weltkriegs war, um deutsche Flüchtlinge zu versorgen. Aber warum nicht freiwillig? Man könnte dann jeden Volksvertreter im Bund und den Ländern fragen, wie viele Flüchtlinge er in sein Haus aufgenommen hat. Gleiches gilt für die vielen Gutmenschen, die gerne im Fernsehen auftreten. Auch die Kirchen haben in den weitgehend leerstehenden Klöstern ideale Möglichkeiten, Flüchtlinge aufzunehmen, wovon mir bisher nichts bekanntgeworden ist. Selbst mancher Bischof kann in seinem Palais viele unterbringen und ein praktisches Beispiel für gepredigte Nächstenliebe geben. Das alles könnte dann öffentlich diskutiert werden.

Dr. Edgar Umlauf, Garching

 

Weiter, immer weiter nach Osten

Abgesehen davon, daß der steuerzahlende Bürger schon lange und zunehmend fassungslos erlebt, wie hierzulande die Zahl einströmender „Flüchtlinge“ geradezu explodiert, erscheint deren Verteilung im Lande völlig grotesk. Der Ausländeranteil in den neuen Bundesländern liegt signifikant unter dem der alten. Im „Osten“ stehen bekanntlich viele hunderttausend Wohnungen (vor allem und gerade in großen Wohnblocks) leer, Tendenz zunehmend. Warum werden dann in Bayern Zelte aufgebaut, statt den durchaus idealen Wohnraum im Osten zu nutzen?

Was jedoch mehr als alles andere frustriert, ist die Tatsache, daß die am lautesten schreienden Befürworter der Aufnahme immer weiterer Flüchtlingsströme – Politiker, Journalisten und Angehörige der Asylindustrie – selbst jeweils Lichtjahre von den ständig neu entstehenden Brennpunkten dieses Irrsinns ihr Zuhause haben. Diese Heuchelei gegenüber dem eigenen Volk ist unerträglich!

Dr. med. Jörg Mutschler, Naila

 

 

Zu: „Der Schutzmann wurde ein Krieger“ von Thorsten Brückner, JF 37/14

Der Drill zum Killen

Das Kriegerische der Polizei in den USA ist weniger die martialische Ausrüstung als der Tatbestand, daß sie immer wieder Verdächtige erschießt, statt sie zu stoppen. Daß sie schießt, statt sich wie die deutsche Polizei verprügeln zu lassen, ist sachgerecht. Aber wenn zum Beispiel ein unbewaffneter Junge, wie jüngst in Ferguson, mit sechs Schüssen regelrecht hingerichtet und kurz darauf ein mit einem Messer fuchtelnder Junge ebenfalls gleich erschossen wird, ist anzunehmen, daß die Polizei sinnwidrig zum Killen ausgebildet wird. Dabei genügte gerade für die mit sehr großkalibrigen Pistolen oder Revolvern ausgerüstete US-Polizei ein nichttödlicher Treffer, um einen Menschen zu stoppen und handlungsunfähig zu machen.

Manfred Backerra, Hamburg

 

Überproportionale Brutalität

Der Artikel geht umfassend auf die Bewaffnung der Polizei in den USA und deren Hintergründe ein. Diese mag übertrieben erscheinen. Warum dies so ist, wurde jedoch genausowenig deutlich aufgezeigt wie die überproportionale, brutale und massive Gewaltkriminalität der Schwarzen in den USA. Denn natürlich ist diese Bewaffnung der Polizei auch dieser brutalen und permanenten schwarzen Gewalt geschuldet. Letztere ist nicht nur deren überwiegend minderwertiger Bildung oder mieser Sozialisierung geschuldet. Hier spielt auch das größere kulturelle Gewaltpotential eine Rolle, ähnlich wie dies nicht selten auch in Deutschland zutage tritt. Arabisch-türkische Einwanderer und Schwarzafrikaner sind auch hier überproportional an Gewaltstraftaten beteiligt, und auch die deutsche Polizei geht inszwischen bei Hausdurchsuchungen und Festnahmen dieser Personen nur noch in größeren Gruppen oder gar mit den SEK vor.

Werner Christ, Überlingen

 

 

Zu: „Pankraz, M. Solana und der Sieg der Dystopien“, JF 36/14

Der Ausweg im Politischen

„Auf Konfliktausgleich programmierte Gemeinschaften“, so Pankraz, bräuchten eine „dystopisch-utopische Literatur“. Wie wahr! Doch wäre dieser Satz nicht von der Literatur ins Allgemeine, vornehmlich auf die Politik zu erweitern?

In dieser politisch verfahrenen Welt zelebrieren vornehmlich die USA, unter kaltschnäuzig vorgespielter Humanitätsduselei, offene Kriegstreiberei, moralisches Sendungsbewußtsein und handfesten Wirtschaftsimperialismus, mit der Folge, daß Tausende unschuldige Menschen sterben, Hunderttausende aus ihrer Heimat fliehen müssen, daß Staaten (einschließlich des eigenen) höchst gefährdet erscheinen, zugleich wird ein blindwütiger Gegenterror gezüchtet.

Hier ist ein Neuanfang dringend geboten. Wie sehnte sich das amerikanische Volk nach den Kriegstreibereien der Bush-Regierung nach einem Wertewandel, als es dieser Sehnsucht zuliebe einen Schwarzen zu seinem Präsidenten wählte; wie wirkmächtig zeigt sich aber die Kriegstreiberfraktion im Land, die Obama langsam aber sicher zu ihrer Marionette degradierte, wie an seiner jüngsten Politik zu sehen ist.

Wo sind endlich die Politiker, die „I have a dream“ rufen und den tief verwurzelten guten Willen zu einem friedlichen Zusammenleben organisieren und durchzusetzen vermögen? Die AfD könnte in Deutschland die geeignete Kraft für ein dystopisch-utopisches Programm werden.

Erich Drosen, Oberschleißheim

 

 

Zu: „Ein DDR- Mythos wird vergegenwärtigt“ von Thorsten Hinz, JF 36/14

Nicht vielversprechend

Als Zeitzeuge kann ich dem Autor nur zustimmen: Nach dem Film „Nackt unter Wölfen“ gab es unter Schülern peinliche Diskussionen, weil im Film sich Häftlinge duschten. Einige sagten daraufhin, solch einen Luxus haben wir bis heute nicht.

Mit einen Freund habe ich 1998 Recherchen in Zella-Mehlis angestellt, mit einer Gegenüberstellung vom KZ-Buchenwald und dem Nachfolgelager der Sowjets, dem Speziallager Nr. 2. Im KZ saßen acht Zella-Mehliser, die meisten waren Zeugen Jehovas, alle überlebten. Von 1945 bis 1950 saßen aus der gleichen Stadt 78 Frauen, Männer, ein Drittel davon Jugendliche, in sowjetischen Lagern. Davon haben 45 Prozent nicht überlebt. In den 1990er Jahren sprach ich mit Zeugen Jehovas, die in beiden Systemen inhaftiert waren. Einer erzählte mir, wie sie sich in der Haft nach 1945 an die besseren Tage im KZ erinnerten. Ebenso wird es Ernst Busse ergangen sein, der im KZ Kapo im Krankenrevier war und späterer Thüringer Innenminister, bevor er im Gulag Workuta in den Armen eines SS-Mannes gestorben ist. 1950 hatten ihn die Sowjets zu 25 Jahren Straflager verurteilt, weil er im Kampf um die Macht zwei hohe sowjetische Offiziere „abgespritzt“ hatte. Von der Neuverfilmung verspreche ich mir auch nicht viel.

Peter Conrad, Weißenbrunn

 

 

Zu: „Der Chauvinismus herrschte auch in Warschau“ von Stefan Scheil, JF 36/14

Kein Protest aus dem Westen

Diesem sehr guten Beitrag über den extremen polnischen Nationalismus in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg wären einige Anmerkungen hinzuzufügen, welche die Politik der damaligen polnischen Regierung und die heuchlerische Haltung der Westmächte illustrieren. Wie in dem Buch „Les enfants de papier“ von Didier Epelbaum zu lesen ist, hatte Warschau sofort nach der Neugründung Polens damit begonnen, die erhebliche jüdische Minderheit (circa zehn Prozent) unter Druck zu setzen und zu einer Auswanderung zu bewegen.

Diese Maßnahmen bestanden etwa in einer Beschränkung der Zulassung zum Studium an polnischen Hochschulen, Berufsbeschränkungen usw., riefen jedoch im Westen keinerlei kritische Reaktionen hervor. Hierzu gehörte auch die faktische Ausbürgerung von im Ausland (speziell in Frankreich oder im Deutschen Reich) wohnenden Juden. Die politischen Ziele Warschaus beinhalteten in den dreißiger Jahren sogar konkrete Pläne zur Aussiedlung der jüdischen Volksgruppe, so nach Madagaskar, wie der seinerzeitige polnische Außenminister Jozef Beck in seinen Memoiren („Dernier Rapport“, Neuchatel, 1951) klar ausdrückt.

Es ist bekannt, daß Polen, während der Münchner Konferenz über das Sudetenland, die geschwächte CSR durch militärischen Zwang zur Überlassung des polnischsprachigen Olsa-Gebietes (Teschen) veranlaßte – wiederum ohne Reaktion im Westen. Bei Beck ist aber auch zu lesen, daß Polen wenig später in Berlin vorstellig wurde, weil in München das Gebiet um den für Polen wichtigen Bahnknotenpunkt von Oderberg/Bohumin dem Reich zugesprochen worden war. Berlin überließ dieses Gebiet den Polen und bedingte sich nur das Recht aus, die Bahnstrecke ebenfalls zu benutzen, gegen eine entsprechende Gebühr.

Eine solche Lösung hätte sich 1939 auch für den deutschen Zugang nach Ostpreußen/Danzig anwenden lassen, doch zu diesem Zeitpunkt hatte Polen bereits die uneingeschränkte britische Garantie in der Hand und ein friedliches Arrangement mit dem Reich kam nicht mehr in Frage. Warschau brauchte den Krieg.

Thomas Dunskus, Pfaffenhofen

 

 

Zu: „Genug geschwiegen“ von Martin Lohmann, JF 35/14

Unerhörtes Leid unserer Brüder

Christen werden also im Irak und Syrien gefesselt, abgeschlachtet und öffentlich gekreuzigt, nur wegen ihres Glaubens. Ein Aufschrei müßte durch das christliche Abendland gehen, in Gottesdiensten müßte für die armen Menschen gebetet werden, aber ich höre nichts davon in der evangelischen Kirche und den Freikirchen.

Dr. med. Gerd Höfling, Wülfrath

 

 

Zu: „Der Westen will nichts lernen“ von Eberhard Straub, JF 35/14

Prädestiniert für die Vermittlung

Die von Eberhard Straub befürwortete Vermittlerposition zwischen Rußland und dem Westen, für die Deutschland aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Geschichte prädestiniert wäre, könnte nur dann glaubwürdig vertreten werden, wenn sich Deutschland endlich von der westlichen Bevormundung freimachen würde. Es ist jedoch zu befürchten, daß der Zug der deutschen Lemminge auf dem von Heinrich August Winkler vorgezeichneten „langen Weg nach Westen“ weitergehen wird.

Karl-Heinz Ruda, Niedermurach

 

 

Zu: „Gnadenlos peinlich“ von Andreas Harlaß, JF 35/14

Provokateur aus Passion

Ich muß im nachhinein feststellen, daß Ronald Barnabas Schill nie konservativ war. Er war immer Provokateur aus Passion und agierte politisch eher nach dem Law-and-Order-Prinzip der CSU, dem fast einzigen Thema der Bewegung: innere Sicherheit in all ihren Facetten.

Er sah sich wohl auch nie als Rechtsausleger oder Konservativer, sondern eher als jemanden, der seinen politischen Weg geradeaus gehen und sich in keine Schublade zwängen lassen wollte.

Wie auch immer, seine teils wirklich guten Anregungen und Visionen zum Thema Justiz, die in der Bunten Republik von den Linksliberalen ausgehöhlt wurden und nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie stehen, wären gerade in heutigen Zeiten mehr denn je gefragt.

Sven Ericksen, Ganderkesee

 

 

Zu: „Hart wie Kameldornholz“ von Stefanie Koth, JF 31-32/14

Genscher ließ Konsulat schließen

Dieser Reisebericht über Namibia trieb mir fast Tränen in die Augen. Der Abbau des Reiterdenkmals war mir bekannt, aber dann berichteten Sie über die Verfallerscheinungen in der Alten Feste und in Namutoni. Beides habe ich noch aus meiner Schulzeit in Windhuk in lebhafter Erinnerung.

Die Alte Feste war das Schülerheim für die größeren Jungen, die die Windhoek High School besuchten, mein älterer Bruder war dort untergebracht. Später, etwa Mitte der fünfziger bis Anfang der sechziger Jahre, gehörte es zu dieser Schule und ich saß dort in einem Klassenzimmer. Bei späteren Besuchen in Südwest-Afrika und Namibia war ich regelmäßig in dem Museum, das in den sechziger Jahren dort eingerichtet worden ist. 1961 war ich zum ersten Mal in Namutoni, das ich seit der Zeit als Touristencamp kenne. Damals war es noch ziemlich spartanisch eingerichtet, später sehr viel anspruchsvoller.

Daß dieses, für namibische Verhältnisse, alte Kulturgut einfach verfällt, macht mich traurig, vor allem weil ich noch mit meinem Herzen an diesem Land hänge. Doch seit Hans-Dietrich Genscher kann man nichts von der Bundesrepublik Deutschland erwarten. Das Auswärtige Amt hatte seitdem nie etwas für die etwa 30.000 deutschen und deutschstämmigen Einwohner dieses Landes übrig. Genscher ließ damals sogar das Deutsche Konsulat schließen und eröffnete erst nach der Unabhängigkeit eine Botschaft in Windhuk. Es macht einen heute wehmütig und bekümmert, zu lesen, wie Namibia wirtschaftlich und kulturell zugrunde gerichtet wird.

Helmut von Brandis, Iphofen

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