© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/14 / 05. September 2014

Grüße aus Rom
Kein Bier bei Alitalia
Paola Bernardi

Das Fest in Zürich war schön. Der Rückflug mit der Alitalia nach Rom ließ sich gut an: pünktlicher Abflug, nette Stewardessen. Beim Abheben ging die Sonne unter und die Bergspitzen tauchten in ein warmes Rot. Kurz – ich schwebte über den Wolken und in den Erinnerungen. Jetzt ein Bier zum Entspannen wäre perfekt. Doch die bisher lächelnde Hosteß reagierte kühl: „Kein Alkohol an Bord.“ Kein Bier, kein Wein und natürlich auch kein Sekt, hingegen Wasser, Saft und Cola. Die neue Order sei seit zwei Wochen in Kraft.

Vor zwei Wochen übernahm der Minderheitsaktionär Etihad, die Fluglinie des Emirats Abu Dhabi, das Kommando bei der notorisch konkursgefährdeten Alitalia. Offiziell sind die Araber noch Minderheitsaktionäre mit 49 Prozent. Der Plan war so ausgetüftelt, daß die Alitalia alle Rechte einer europäischen Fluggesellschaft mit derzeitigen Landerechten und freiem Zugang zu allen Flugrouten in der EU behalten kann.

In Rom weiß natürlich niemand etwas vom Alkoholverbot über den Wolken.

Vor dem Glas Wasser an Bord komme ich ins Grübeln. Versuchen die Araber uns Europäer nun auf diesen mit Millionen erkauften Schleichwegen, ihre Kultur aufzuzwingen, oder handelt es sich um eine verrückte und überstürzte Sparmaßnahme?

Ob nun Zürich, Rom, Paris, London oder München – die Bilder gleichen sich: Nach dem Ramadan geht’s für die steinreichen Besucher mit ihren Petrodollars aus den Golfstaaten auf nach Europa. Während in Dubai 41 Grad herrschen, wandeln sie bei 25 Grad genußvoll die Bahnhofstraße in Zürich hinunter, um einzukaufen. Nie sah ich so viele verschleierte Frauen. Mit einem Strohhalm schlürfen sie ihren Saft durch ihre Schleier in den Hotelfoyers. Auf den Flughäfen rollen neuerdings immer mehr Araber ihren Gebetsteppich aus. Niemand scheint es zu stören. Aber ein Bier?

Was hatte es in Italien für einen Aufstand gegeben, als die Pläne einer Fusion mit Etihad durchdrangen. Denn als erstes stellten die Araber die Bedingung, daß 1.500 Mitarbeiter des Bodenpersonals zu entlassen seien. Vier Tage lang machten diese daraufhin einen Dienst nach Vorschrift. Viele Urlauber mußten ohne Gepäck ihre Rückreise antreten.

Und nun das! In Rom weiß natürlich niemand etwas vom Alkoholverbot bei Auslandsflügen, weder die Alitalia noch die Etihad, noch das Reisebüro. Konsequenz: Keinen Alitalia-Auslandsflug mehr buchen, es sei denn man ist auf Diät!

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