© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/14 / 05. September 2014

Kämpfe in der Ostukraine
Im Morast versunken
Thomas Fasbender

Wladimir Putins Aussage gegenüber EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, wenn er nur wolle, sei Kiew in zwei Wochen eingenommen, verrät einen Mann, der Schwäche zeigt. Das ist die Welt nicht gewohnt. Noch vor einem Jahr war er der kühle, abwägende Taktiker, der jedes Spiel gewann. Ihm verdankt Rußland seine innere Stabilität, die Rückkehr auf die internationale Bühne und die Überwindung der demographischen Krise. Während der Westen sich im Chaos des „arabischen Frühlings“ verrannte, baute Putin an neuen Achsen Richtung Asien und Südamerika.

Der Wendepunkt kam während der Winterspiele in Sotschi. Noch im Januar schien die Ukraine fest im russischen Lager. Ende Februar war ihr Präsident auf der Flucht. Die Annexion der Krim, den Russen als Anschluß präsentiert, war ein unblutiger Geniestreich, dessen Früchte Moskau im blutigen Gezerre um die Ostukraine seitdem wieder verspielt. Schließlich der Abschuß der malaysischen Passagiermaschine Mitte Juli – ein Schlag ins Kontor.

Wie der sprichwörtliche Bär versinkt Rußland im Morast des Donbass. Mit Hinterhöfen wie „Noworossija“, Transnistrien, Abchasien und Südossetien macht auch das größte Land der Welt nirgendwo groß Staat. Da brauchen sich die Rußland-Gegner im Westen gar nicht übermäßig anzustrengen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen