© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/14 / 29. August 2014

CD-Kritik: Mussorgsky
Tönende Bilder
Sebastian Hennig

Modest Mussorgsky war das vielleicht bedeutendste Mitglied der russischen Musiker des „Mächtigen Häufleins“. Er ist bei uns gleichermaßen bekannt wie unbekannt. Fast jeder wird irgendwann schon einmal ein Motiv aus seinem Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“ gehört haben. In der Orchestrierung durch Maurice Ravel ist das Werk im Konzertsaal und auf dem Tonträgermarkt ständig präsent. Der Japaner Tomita hat in den siebziger Jahren dann das Ballett der ausgeschlüpften Küchlein mit dem Gequacker eines Moog-Synthesizer tanzen lassen. So sind die Einfälle dieses musikalischen Autodidakten zum Steinbruch für imposante und groteske Effekte geworden. Mussorgsky ist der russischste unter den russischen Komponisten. Seinen ursprünglichen künstlerischen Intentionen begegnen wir selten. Auch seine Opern werden zumeist in den gefälligeren Endfassungen seines Freundes Rimski-Korsakow aufgeführt.

Nun wurde die tönende Bildergalerie von Joachim Enders und Manfred Bockschweiger für Orgel und Trompete bearbeitet. Die ungewöhnliche Intrumentierung erschließt mit der breiten dunklen Grundlage der Orgel und dem hellen Trompetensignal des Promenadenmotivs neue Hörerfahrungen. Die beiden dem Staatstheater Darmstadt verbundenen Solisten ergänzen den Zyklus um einige kurze Stücke von Mussorgsky, Ravel und Rachmaninow.

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