© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/14 / 15. August 2014

Vollkommen ausgeliefert
Erster Weltkrieg: Das ZDF zeigt eine Doku über das Leben und Sterben im Schützengraben
Katharina Hirsch

März 1918, in einem Schützengraben bei Carspach im Elsaß vertreiben sich deutsche Soldaten des Reserve-Infanterie-Regiments 94 die Zeit. Plötzlich setzt heftiges Artilleriefeuer ein. Panisch flüchten die Männer ins Innere der Schutzräume. Dort unter der Erde fühlen sie sich in Sicherheit.

Ausgehend von neuen archäologischen Funden in Carspach im Elsaß rekonstruiert der Film von Alexander Berkel und Annette von der Heyde die Kriegserfahrungen des Infanterie-Regiments 56 aus Wesel (NRW).

Bei Autobahnarbeiten wurden 2012 menschliche Überreste gefunden. Archäologen stellten fest, daß es sich bei ihnen um 21 Soldaten des Regiments 94 handelte, die am 18. Mai 1918 im Stellungssystem verschüttet wurden. Nach Röntgen-Untersuchungen der Erkennungsmarken und Auswertung der Gegenstände, die die Verstorbenen bei sich trugen, konnte einer der Gefallenen identifiziert werden.

Exemplarisch für die Truppen im Ersten Weltkrieg wird der Kriegsverlauf für das preußische Regiment 56 rekonstruiert. Einer der 3.000 Soldaten dieses Regiments war Hermann Kortüm, ein Bauer aus Wesel, dessen Briefe unter die Lupe genommen werden.

Mit Hilfe von Archivfunden im Weseler Stadtarchiv, wo das Regiment bis 1914 stationiert war, schildert der Film die Reise, die die Männer zurücklegten. Während des Krieges wurden insgesamt 28,7 Milliarden Briefe in die Heimat und an die Front verschickt. Die Soldaten seien dem Geschehen vollkomen ausgeliefert gewesen, diese Hilflosigkeit schlage sich in Schriftstücken nieder, erklärt der britische Historiker Alexander Watson. Sowohl die Zitate aus Briefen, die die Soldaten verschickten, als auch die Fotos des Stadtarchivs vermitteln ein gutes Bild vom Leben in den Gräben während des Ersten Weltkrieges und tragen zu einer einfühlsamen Darstellung der Erlebnisse des Regiments 56 bei.

Die Suche nach den verlorenen Söhnen. ZDF. 19. August 2014, 20.15 Uhr ersterweltkrieg.zdf.de

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