© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  34/14 / 15. August 2014

Die Kurden als letzter Stabilitätsanker im Irak
Das Recht auf einen Staat
Günther Deschner

Die Kurden sind das größte Volk der Erde ohne einen eigenen Staat. Ihr Siedlungsraum wurde nach 1918 aufgeteilt – unter anderem auf die neuen Staaten Irak, Syrien und die moderne Türkei. Ankara hat die Kurden jahrzehntelang als „Bergtürken“ veräppelt, nun hofiert sie die Regierung Erdoğan. In Syrien und im Irak blieb die kurdische Minderheit immer ein renitenter Problemfaktor. Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein verfolgte sie, dezimierte sie sogar mit Giftgas.

Erst nach seinem Sturz gelang es ihnen, ihre eigene „Autonome Region Kurdistan“ zu etablieren. Was sie seither politisch-infrastrukturell geschaffen haben, wie sie mit ihrer Situation umgehen, ist staunenswert. Ihre Regierung hat bewiesen, daß sie gewillt ist, religiöse Minderheiten zu dulden; ihre Herrschaft üben sie toleranter als alle anderen aus, die im zerfallenden Irak das Sagen haben. Klar ist: Ihre Autonomie werden sie nicht mehr hergeben, am liebsten hätten sie einen eigenen Staat. Sie haben jede Unterstützung verdient.

Es ist eine ironische Fußnote der Geschichte, daß die so lange drangsalierten Kurden in der Region nun die einzigen zu sein scheinen, die dem wie ein Ölfleck sich ausbreitenden Terror islamistischer „Gotteskrieger“ etwas entgegensetzen. Ein eigener Staat könnte also durchaus der Preis sein, der den Kurden am Ende für ihren kriegerischen Dienst für den Frieden im Irak und der Region vorschwebt.

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