© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Leserbriefe

Zu: „Zurück in die Geschichte“ von Karlheinz Weißmann, JF 31-32/14

Alternative im Konjunktiv

Nur Deutschland wurde in seinem Bestreben nach einem „Platz an der Sonne“ eine „imperialistische Weltmachtpolitik“ vorgeworfen. Als stünde eine solche nur England, Frankreich und den USA zu, nicht jedoch Deutschland, dem bevölkerungsreichsten Land Westeuropas, das führend in Wirtschaft und Wissenschaft war! Die Einkreisungspolitik, die Greuelpropaganda und das Vernichtungsstreben („Gemaniam esse delendam“, Saturday Review, 11. September 1897) gipfelten im „von Haß und Rachsucht durchsetzten“ Versailler Diktat (Herbert Hoover, US-Präsident 1929–1933). Dieser „ungeheuerliche Raubfrieden“ (W. I. Lenin) zeichnete den Weg vor, denn „nicht München, sondern Versailles ist die Geburtsstätte der nationalsozialistischen Bewegung“ (Theodor Heuss, 1932). Folgerichtig wird daher die Zeit zwischen 1914 und 1945 auch als „zweiter Dreißigjähriger Krieg“ (Churchill sowie 1995 Major, britischer Premierminister) bezeichnet. Allein schon angesichts der zig Millionen Toten, der riesigen Verwüstungen und weltweiten Verwerfungen stellt sich doch die Frage, ob nicht eine Hegemonie Deutschlands in Europa, ein saeculum germanicum statt eines saeculum americanum, eine gerechtere und friedlichere Alternative gewesen wäre.

Dr. med. Bonifaz Ullrich, Blieskastel

 

 

Zu: „Rundumschlag der Woche / Wulffs Kampf gegen das Medienkartell“ von Ronald Gläser, JF 31-32/14

Er war wirklich nur die dritte Wahl

Formaljuristisch behält Wulff recht, sein Freispruch ist ein endgültiger. Gleichwohl sagt das Urteil nichts über die Eignung des Herrn Wulff für das Amt des Bundespräsidenten aus und soll es auch nicht.

Anstatt sich nun bescheiden und still über das Urteil zu freuen, geht er an die Öffentlichkeit. Sein schlichter Intellekt verwehrte ihm wohl die Einsicht, daß ein Bundespräsident nicht erst kriminell werden muß, um für das höchste Amt untragbar zu sein. Wie anders wäre es wohl sonst zu verstehen, daß er bei der Präsentation seiner „Rechtfertigungsschrift“ larmoyant betont, er wäre noch heute der richtige Bundespräsident. Das ist völlig realitätsblind, denn das war er nie! Er war einfach nur die dritte Wahl – wurde er doch durch die Bundesversammlung erst im dritten Wahlgang gewählt.

Der Freispruch vermag Wulff nicht in die Nähe von Moral und Würde zu rücken. Seine bedenkliche Nähe zum „Drückerkönig“ Maschmeyer, in dessen Feriendomizil er urlaubte, sowie zu anderen Figuren der Finanz- und Glamourszene boten ihm stets irgendwelche Annehmlichkeiten, ließen ihn als „Freibiertrinker“ erscheinen: Immer mit dabei sein, aber nicht selbst zahlen.

Mit einem Bundespräsidenten verbinden sich hohe Erwartungen. Gerade, weil seine politischen Kompetenzen so gering sind, kann er nur durch Persönlichkeit und Format gewinnen. Beides hatte Wulff aber nicht. Außerhalb der Politik hatte er auch nichts. Er war ein Polit-Apparatschick, der die klassische „Saalkarriere“ durchlaufen hatte: Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal. Das unterscheidet ihn auch von seinen Vorgängern und seinem Nachfolger im Amte, die alle irgendwelche Eigenschaften oder berufliche Spezialkenntnisse besaßen, wobei besonders Roman Herzog und vor allem Richard von Weizsäcker hervorzuheben sind. So bleibt nur die Frage: Stellt die öffentliche Figur des Christian Wulff – gerade weil sie so ohne Stil und Würde wahrgenommen wird – das dar, was aus unserem Land inzwischen geworden ist?

Burkhard Carl-G. Beetz, Sickte

 

 

Zu: „Wie die Aasgeier“ von Ronald Gläser, JF 31-32/14

Kein vorbildliches Verhalten

Durch die JF bestens über die Machenschaften von Amazon informiert, wie Meinungsmache und Umerziehungsversuche betrieben werden, indem sie zum Beispiel konservative Verlage einfach aus dem Sortiment nehmen und uns somit vorschreiben wollen, was wir zu lesen haben oder auch nicht, wundern wir uns doch sehr darüber, daß ausgerechnet ein Mitarbeiter der JF seine Nebengeschäfte über diesen Versandhandel betreibt.

Wir haben damals unsere Konsequenzen aus Ihrer Berichterstattung gezogen und sofort sämtliche Geschäftskontakte zu Amazon gekündigt und dem Konzern auch die Gründe dafür mitgeteilt.

Evelyn & Thomas Rhein, Berlin

 

 

Zu: „Drei Eltern“ von Richard Stoltz, JF 31-32/14

Es kommt von der Mutter

In Ihrem Beitrag heißt es, es sei gelungen, die Mitochondrien-DNS (englisch: DNA) des „Befruchtungshelfers“ mit der DNS des regulären Partners zu vermischen, womit das Kind „mehrere Eltern, genauer: Väter, in seinen Genen trägt“. Dieser Sachverhalt hätte genauer erklärt werden müssen.

Denn weil die Samenzellen keine Mitochondrien-DNS enthalten, wird diese nur von der Mutter an die Nachkommen weitergegeben. Die zusätzlich in die Eizelle eingeführte mt-DNS könnte aus einer fremden Eizelle (dann hätte das Kind eine zweite „Mutter“) oder aus einer somatischen männlichen Zelle, sinnvollerweise aus einer des „regulären“ Vaters, entnommen werden.

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: „Signifikant mehr Professorinnen“ / Ressort Wissen, JF 31-32/14

Gender-Zentrum Hannover

Früher lebte die Wissenschaft im Elfenbeinturm, aus dem sie dann gründlich durch zwei Diktaturen in Deutschland vertrieben wurde. Jetzt paßt sie sich in vorauseilendem Gehorsam oder aus Geldgier den Forderungen unserer Bundeswissenschaftsministerin an. Dabei entwickelt sich Hannover zu einem neuen Zentrum der Gender-Ideologie. Nur, wer braucht die an dieser Hochschule ausgebildeten „Akademiker“?

Die dort Ausgebildeten vermehren nur noch die große Gruppe derer, die heute schon keinen vernünftigen und sinnvollen Arbeitsplatz ausfüllen – Soziologen, Politologen und wie sie alle heißen. Statt Förderung der technischen Studienfächer, für die es keine qualifizierten Professorinnen gibt, wird hier in bewährter Manier in Laber- und Dünnbrettbohrer-Fächer investiert, denn dafür läßt sich natürlich eine qualifizierte Professorin finden.

So entsteht ein schönes Arbeitsbeschaffungsprogramm für arbeitslose Professorinnen. Neue und verrückte Ideen fallen diesen Professorinnen bestimmt ein. Und dann schreit die Universität noch, wir sind unterfinanziert! Bei diesem Programm wundert es einen nicht, wenn die gut qualifizierten Professoren ins Ausland abwandern, wer möchte schon an einer solchen Anstalt lehren. Armes Deutschland!

Volker Krause, Arnsberg

 

 

Zur Meldung: „IPCC-Bericht bestätigt Klimaskeptiker nicht“, JF 31-32/14

Ohne „robustes“ Mandat

Wenn die sogenannte Globaltemperatur seit 1999 nicht mehr ansteigt, obwohl die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zunimmt, ist das also ein Zeichen der natürlichen Klimavariabilität, so wie die wärmere Phase etwa zwischen 1915 und 1940 bei geringerer Kohlendioxidkonzentration. Die geringfügige Zunahme der Globaltemperatur von 1975 bis 1998 ist dagegen durch das vom Menschen erzeugte CO2 bedingt; das sei „robust nachgewiesen“. Wie bringt dieses lebensnotwendige, aber von unserer Regierung verfolgte Gas solche merkwürdigen Dinge zustande? Das ist mir bisher noch nicht „robust“ erklärt worden.

Dr. med. habil. K.-Jürgen Amthor, Meiningen

 

 

Zu: „Neue Wirklichkeit“ von Karl Feldmeyer, JF 30/14

Das ist Qualitätsjournalismus

Die bisher dahinwabernden Ergüsse zahlreicher Journalisten zur NSA-Spionage waren an quälenden Windungen, eifernder Rechthaberei und Klugheitsgetue nicht zu überbieten – eben Krampf! So ist es um so erfreulicher, eine klare, solide und nachdenkenswürdige Darstellung zu lesen, die in Stil und Inhalt nur eine Feststellung zuläßt – das ist Qualitätsjournalismus.

Dieter Franke, Bremen

 

 

Zum Forum: „Fachkräftemangel“, JF 30/14

Selbstgemachter Brain-Drain

Es ist mir völlig unverständlich, daß weder die Politiker – egal welcher Couleur – noch Ihre beiden Autoren das Thema endlich einmal von der Kehrseite angehen. Seit Jahren verlassen Deutschland jährlich Zigtausende Fachkräfte, vorwiegend Akademiker, oft nach Skandinavien. Stattdessen erhalten wir geringqualifizierte Zuwanderer, oftmals ohne Deutschkenntnisse. Es ist beschämend, daß die Politik dieses Mißverhältnis nicht in aller Deutlichkeit anspricht.

Wolfgang Gens, Berlin

 

 

Zu: „‘Das ist nur die Spitze des Eisbergs’“, im Gespräch mit Daniele Ganser, JF 29/14

Kommunismus verharmlost

Daniele Ganser behauptet, US-Agenten hätten im Iran 1953 als Terroristen agiert, um den demokratisch gewählten Präsidenten Mossadegh zu stürzen. Doch Mohammed Mossadegh war nicht Präsident Irans, sondern Premierminister. Er verdankte dieses Amt auch nicht einer demokratischen Wahl, sondern wurde vom Shah Mohammed Reza Pahlavi berufen und vom iranischen Parlament bestätigt.

Seit mehr als dreißig Jahren verurteilen Journalisten und Historiker in ihren Arbeiten über den Iran die US-Regierung Eisenhower aufs schärfste, weil sie im August 1953 die Regierung Mossadegh gestürzt habe und damit eine Demokratisierung Irans, mit wahrscheinlich positiven Folgen für die ganze Region, verhindert habe. Führend bei dieser Beschuldigung ist der US-Journalist Stephen Kinzer in seinem Buch „All the Shah’s Men“.

Sicherlich war die CIA unter Führung von Kermit Roosevelt jr., Enkel des früheren US-Präsidenten Theodore Roosevelt, am Sturz Mossadeghs beteiligt, dies aber aus äußerst wichtigen Gründen. In der Regierungszeit Mossadeghs seit März 1951 hatte die vorher verbotene kommunistische Tudeh-Partei im Iran enorm an Mitgliedern gewonnen und zahlreiche Unterorganisationen gegründet. Allein in der Armee gehörten im August 1953 etwa 600 iranische Offiziere, davon 60 im Obristenrang, dem militärischen Flügel der Tudeh-Partei an. Bei einer Fortsetzung der Regierung Mossadegh drohte die Übernahme der Macht im Iran durch die Tudeh-Partei und damit der Anschluß Irans an den Sowjetblock, also eine katastrophale Entwicklung für die westliche Welt.

Meine Kenntnisse über diese politische Situation verdanke ich dem Buch „Evolution of Communism in Iran“ über die Zeit von September 1947 bis April 1957 (Kayhan Press, Teheran, 1. Auflage, Juni 1959). Das Buch, das auf 419 Seiten in 24 Kapiteln eine umfassende Darstellung der größten kommunistischen Partei und ihrer Unterorganisationen in einem islamischen Land gibt, erhielt ich 1960 vom damaligen iranischen Premierminister Manouchehr Eghbal geschenkt. Vermutlich ist es niemals in den Handel gekommen, was die einseitige Sichtweise etlicher Journalisten und Historiker mit erklären dürfte.

Dr. Harald Mehner, Carson City, Nevada / USA

 

 

Zu: „Eine günstige Gelegenheit genutzt“ von Werner Lehfeldt, JF 29/13

Typisch deutsche Leisetreterei

Der deutsche Titel von Sean McMeekins Buch „The Russian Origins of the First World War“ hätte, richtig übersetzt, „Die russischen Ursprünge des Ersten Weltkriegs“ lauten müssen. Mit dem deutlich abgemilderten „Rußlands Weg in den Ersten Weltkrieg“ beweist die Übersetzung typische deutsche Leisetreterei, indem sie vermieden hat, diesen „Weg“ als „Ursprung“ zu begreifen.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: „Unter dem Deckmantel des Tierschutzes“ von Dieter Menke, JF 27/14

Seltsam: EU-Recht verteidigt

Die JUNGE FREIHEIT zeigt sonst ein großes Herz für Natur- und Tierschutz. In diesem Beitrag aber erkenne ich diese Haltung nicht. Leider verliert Ihr Autor kein Wort über das unbeschreibliche Leid der Untersuchungsopfer bei den neurologischen Experimenten. Er scheint dies billigend in Kauf zu nehmen, ohne sich die Frage nach der Notwendigkeit dieser Experimente zu stellen. In diesem Sinn wurde die EU, die sonst immer in der JF an den Pranger gestellt wird, verteidigt: Gesetzesänderungen zum Wohl des Tieres in einigen EU-Ländern werden vom Autor als „rechtswidrig“ (weil gegen EU-Recht) abgestempelt!

Michael E. Walker, Köln

 

Herz schlägt ohne Deckmantel

Dieser Artikel ist ärgerlich. Denn von einem „Deckmantel des Tierschutzes“ kann schon gar keine Rede sein. Was von Herzen kommt, hat keinen Deckmantel.

Dr. Gunter von Bronsart, Groß Tessin

 

Einseitige Darstellung

Leider verteidigen Sie die Tierversuche des Neurobiologen Andreas Kreiter, ohne etwa die ganzseitige Anzeige der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche in der FAZ Ende Juni 2014 zu berücksichtigen. Auch ein Affe ist ein schmerzempfindendes Wesen, wo auch ein Wissenschaftler kein Recht hat, ihm Schmerzen oder einen qualvollen Tod zuzumuten. 1994 erschien schon in 5. Auflage die Antwort des Biochemikers Bernhard Rambeck, zuletzt Leiter der pharmakologischen Abteilung einer nordrhein-westfälischen Einrichtung für Epilepsiekranke sowie Autor einer langen Reihe wissenschaftlicher Arbeiten aus dem Bereich der Biochemie und klinischen Pharmakologie. Das Vorwort dazu steuerte der frühere Experimentator Pietro Croce bei, Chefarzt und Pathologe. Rambecks Buch „Mythos Tierversuch. Eine wissenschaftskritische Untersuchung“ mit seinen zehn Hauptwiderlegungen kann ich nur allen empfehlen.

Peter Götz, Stuttgart

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