© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Japans konträre Deutschlandbilder : „Weltverderber“ im Westen
Sympathien halten sich in Grenzen
(ob)

Japans Gelehrtenwelt gilt seit Ende des 19. Jahrhunderts als deutschfreundlich. Ein Irrtum, den der Zeithistoriker Hajime Konno (Universität Nagakute) anhand zweier exemplarischer Lebensläufe japanischer Staatsrechtler nachweist (Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2/2014). Beide hätten zwar vor 1914 in Deutschland studiert und dessen Entwicklung nach dem Systemwechsel von 1918 kommentiert. Doch Sakuzo Yoshino (1878–1933), der Vertreter des westlich-liberalen Kurses, beteiligte sich seit 1914 am publizistischen Kampf gegen die deutschen „Weltverderber“. Obwohl sich sein Deutschlandbild mit Gründung der Weimarer Republik aufhellte, blieb er ein Kritiker der „Deutschfreundlichkeit der japanischen Konservativen“, deren Exponent sein Tokioter Kollege Shinkizi Uesugi (1878–1929) war. Dessen deutsche Sympathien hielten sich jedoch ebenfalls in Grenzen, da er die Einzigkeit der ewigen Dynastie Japans und ein Bündnis nicht-weißer Rassen gegen den Westen, zu dem er das Deutsche Reich zählte, propagierte. Nach 1945 verlor der Uesugi-Monarchismus zudem den Ideenwettbewerb mit den Yoshina-Erben. Allerdings nicht vollständig, denn der seit 2012 regierende Ministerpräsident Shinzo Abe, Befürworter einer nationalen Wende in Japans Politik, sei ein Enkel von Uesugis Lieblingsschüler.

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