© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Mittendrin im Geschehen
Mekka der Schwermetaller: „Wacken 3D – Der Film“
Christian Dorn

Während der Industriestandort Deutschland zerstört wird, wächst im Gegenzug die Kultur der Metal-Industrie, die sich dabei mit einem Ort verbindet, der zugleich als das weltweite Mekka aller Metalheads gilt: Wacken in Schleswig-Holstein. Bester Beweis dafür: Für das Wacken Open Air 2015 wurden sämtliche Karten in weniger als zwölf Stunden verkauft! Verständlich wird diese Nachfrage für Außenstehende wohl erst, wenn sie in den Kosmos des international bedeutendsten Metalfestivals geraten, das erstmals vor einem Vierteljahrhundert – im Vereinigungsjahr 1990 – veranstaltet wurde und heute, jeweils Anfang August, über 70.000 Besucher aus mehr als siebzig Ländern anzieht.

Einen faszinierend lustvollen Einblick ermöglicht nun der Dokumentarfilm „Wacken 3D“, der den Zuschauer unmittelbar ins Geschehen eintauchen läßt. Neben legendären Bands wie Alice Cooper, Deep Purple, Motörhead oder – in geradezu magischen Bildern – Rammstein kommen hier auch Nachwuchsbands aus allen Teilen der Welt zu Wort, vor allem aber das bunt gemischte Publikum, das alle Generationen und Gesellschaftsschichten in einem gemeinsamen Aggressionsabbau vereint, der wie eine neuzeitliche Variante von Woodstock erscheint. Nicht zufällig beschreiben Teilnehmer das Erlebnis Wacken als eine Art Religionsersatz. Doch anstelle des „Peace!“-Slogans schütteln die Schwermetaller kollektiv ihre Köpfe und setzen – ultimativer Höhepunkt des „besten Festivals mit dem schlechtesten Wetter“ – zum Landeanflug in der Schlammgrube an, was in Zeitlupe von Maria Callas’ Puccini-Arie „Un bel die vedremo“ untermalt wird. Am besten trifft es das geflüsterte, geradezu glückselige Fazit eines Festivalbesuchers: „Die Stimme ist weg, aber die Stimmung ist noch da.“ Und dieser Film läßt die ganze Welt daran teilhaben.

www.wacken3d-film.de

www.wacken.com

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