© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Studie zum Betreuungsgeld
Ohne Recherche
Birgit Kelle

Es muß echte Verzweiflung sein bei der SPD, daß sie inzwischen selbst mit falschen Zahlen gegen das Betreuungsgeld wettert. Ist ja auch ganz schlecht gelaufen aus Sicht der Sozialdemokraten: Erst macht man Wahlkampf gegen das Betreuungsgeld. Dann muß man es gezwungenermaßen mittragen in der Regierung. Und obwohl sich gerade die rot-grün regierten Länder bemühten, mit schleppender Umsetzung zu verhindern, daß viele Familien einen Antrag stellen, ist die neue Familienleistung immer beliebter, wie das Statistische Bundesamt meldet.

Da helfen also nur noch falsche Zahlen, um die öffentliche Meinung wieder neu in Stellung zu bringen – gegen selbst erziehende Eltern im allgemeinen und Einwanderer sowie weniger Gebildete im besonderen. Dumm nur, daß die vielzitierte Studie der TU Dortmund, wonach angeblich vor allem Bildungsferne und Ausländer das Betreuungsgeld nutzen, dies gar nicht aussagt – und auch nicht kann. Schließlich wurde sie bereits vor Einführung desselben erstellt. Genau so erbärmlich ist allerdings, daß nahezu die gesamte Presselandschaft in Deutschland wie Lemminge dieser Falschmeldung hinterherrannte, anscheinend ohne auch nur einen einzigen Blick in die Studie zu werfen. Recherche sieht anders aus.

 

Birgit Kelle ist Publizistin („Dann mach doch die Bluse zu“, Adeo Verlag 2013).

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