© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/14 / 25. Juli 2014

CD-Kritik: Christoffel Trio
Blutharstlieder
Sebastian Hennig

Sie trugen keinen Brustpanzer, nahmen keine Gefangenen, Tapferkeit wurde von eidgenössischen Draufgängern nach Tarif geliefert. Wer schlecht bezahlte, dem konnte es unversehens selbst ans Leder gehen. Wer fürstlich belohnte, dem gehörte die Virilität ganz. Was diese Haudraufs sangen, singt das Christoffel Trio aus Siebnen wieder, begleitet mit Drehleier, Laute, Harfe, Fiedel, Darambuka, Portativ und Maultrommel. Herrlich trocken und zornig wüst sind diese „Lieder aus dem Blutharst“. Sie sagen es selbst: „Christoffel singt von Helden, die keine waren, Geschenken, welche niemand wollte, unglücklichen Liebschaften und jähzornigen Bauern. Es darf als erwiesen betrachtet werden, daß es sich vielleicht genauso hätte zutragen können.“

Ein Marschrhythmus wird durch He-Rufe unterbrochen. Das ist Landsknechtsradau und Kriegergaudi, wie im „Sempacherlied“, „Frywild“ oder „Summervogelfluegelschlag“. Das klingt böse und fröhlich zugleich.

Mehr als die Hälfte sind Eigenschöpfungen der Gruppe im Geist der Tradition. Aus dieser taucht allein Oswald von Wolkenstein als namentlicher Autor auf. Und natürlich wird von Wilhelm Tell gesungen. Die Aufnahmen sind intim und sehr direkt. Dieser schwingende, rumpelnde Klang, kantig und ungebärdig, ist beständige Populärmusik. Für die Charts und Tanzböden fehlt ihr nur Glätte.

Christoffel Trio, mir edelen puren: Lieder aus dem Blutharst Zytglogge 2014 www.christoffentrio.ch  www.zytglogge.ch

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