© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/14 / 25. Juli 2014

Drei Eltern
Reproduktionsmedizin: Kritiker befürchten, daß Kinder künftig zwei genetisch „reguläre“ Väter haben könnten
Richard Stoltz

Das hat kommen müssen: das „Multi-Eltern-Kind“. Es ist nicht etwa eines von jenen Kindern, denen zu Lebzeiten aus mancherlei sozialen Gründen wechselnde Eltern zuteil werden, sondern es ist ein Kind, das schon bei seiner Geburt mehrere Eltern, genauer: Väter, in seinen Genen trägt. Die laut der Wissenschaftszeitschrift Nature „neue Generation“ der In-vitro-Fertilisation macht’s möglich.

Schon seit längerem gibt es die Methode, die sogenannte Mitochondrien-DNA einer dritten Person in die bereits von ihrem „regulären“ Partner befruchtete Eizelle der Frau einzuführen, um die Chancen der Befruchtung zu erhöhen. Jetzt ist es der Forschung angeblich gelungen, die Mitochondrien-DNA des Befruchtungshelfers mit der DNA des „regulären“ Partners zu vermischen, so daß tatsächlich beide DNA-Typen in die Gene des Embryos eingehen und seinen künftigen Lebensweg bestimmen. Drei Eltern!

Einige US-Kommentatoren sprechen bereits davon, daß nunmehr sämtliche Dämme zur Verhinderung von „Design-Kindern“ gebrochen seien. Kim Tingley im New Yorker schreibt: „Das erklärte Ziel ist nicht mehr, Unfruchtbarkeit zu heilen, sondern beispielsweise durch DNA-Mutation verursachte Erkrankungen zu verhindern (…) Die Verteidiger der neuen Technologie streiten zwar noch ab, daß sich mit ihr Babys designen ließen. Aber wer kann solchen Worten denn noch vertrauen? Was technisch möglich ist, das wird gemacht, besonders wenn man damit viel Geld verdienen kann.“

In Deutschland sind solche klaren Warnungen vor den Risiken und Schrecken der In-vitro-Fertilisation leider regelrecht tabuisiert. Als letzten März die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff öffentlich ihren Abscheu gegenüber der aktuellen Reproduktionsmedizin zu äußern wagte, wurde sie auf schnödeste Weise fertiggemacht und mit Sanktionen bedroht. Dabei hatte sie das Designerbaby aus der neuen Generation noch gar nicht im Blick.

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