© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/14 / 18. Juli 2014

Evangelische Kirche fordert „gerechte“ Sprache
Weit weg von Luther
Thomas Paulwitz

Es gibt wohl keine Universität und keine Behörde mehr, die sich noch keinen Leitfaden für „geschlechtergerechte Sprache“ gegeben hat. Nun meint auch der Dachverband der evangelischen Kirchen, nicht abseitsstehen zu dürfen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) verschickt daher „Tips für eine geschlechtergerechte Sprache“ an die Leitungen kirchlicher Einrichtungen. Demzufolge soll die Kirche nicht mehr Arbeitgeber, sondern „Arbeitgeberin“ sein, der Ansprechpartner soll zur „Ansprechperson“ werden und der Leiter zum „Leitenden“.

Die Verfasser des Faltblattes behaupten allen Ernstes: „Geschlechtergerechte Sprache kommt ohne unverständliche Wortungetüme und Sprachvorschriften aus.“ Die Vorschläge beweisen jedoch das Gegenteil. Sie widersprechen Martin Luthers Forderung: „Man muß die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gassen, den gemeinen Mann auf dem Markt drum fragen und denselbigen auf das Maul sehen, wie sie reden.“

Solange die EKD diesen Rat mißachtet und statt dessen einer volksfernen Gender-Ideologie auf den Leim geht, entfernt sie sich weiter von den Gemeinden. Dort kann man nur den Kopf darüber schütteln, daß offenkundig fehlbeschäftigte Kirchenräte lieber alberne Vorschriften als das Evangelium verbreiten.

 

Thomas Paulwitz ist Chefredakteur der „Deutschen Sprachwelt“.

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