© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/14 / 04. Juli 2014

Karlsruhe: Zwangsabgabe für Deutschen Weinfonds rechtens
Die GEZ für Winzer
Markus Brandstetter

Mit den freien Märkten ist es so wie mit den netten Nachbarn: irgendwo gibt’s die, nur nicht bei uns. Das bestätigte jüngst ein Urteil der Karlsruher Bundesverfassungsrichter, die wie so oft wirtschaftsfeindlich und klüngelfreundlich geurteilt haben. Dieses Mal trifft es die deutschen Winzer. Die müssen dafür bezahlen, daß ihr Wein vermarktet wird, weil sie das anscheinend selber nicht können. Jeder deutsche Weinbauer zahlt eine Zwangsabgabe zur Finanzierung des Deutschen Weinfonds. Dagegen haben einzelne Winzer geklagt und nun in letzter Instanz verloren.

Was zum Teufel verbirgt sich hinter dem Weinfonds? Der Deutsche Weinfonds war ursprünglich ein privatwirtschaftlicher Vermarktungsverband, der 1961 zur Anstalt des öffentlichen Rechts erstarrte und den Absatz deutscher Weine im In- und Ausland fördern soll. Zu ihm gehören das Deutsche Weininstitut in Mainz, die Deutsche Weinakademie und die Weinwerbe GmbH. Für die zentrale Vermarktung zahlen die Weinerzeuger jährlich rund elf Millionen Euro in den Fonds ein. Pro 100 Quadratmeter Weinbergsfläche kostet das jeden Winzer 0,67 Euro. Eine Extra-GEZ-Gebühr für Winzer.

Und was wird mit diesem Geld getan? Angeblich das Image des deutschen Weins aufpoliert. In Wirklichkeit fahren alimentierte Bürohengste sinnlose Werbekampagnen, die nicht fruchten, wie auch Weinakademie und Weininstitut offen eingestehen. So habe sich der Ruf des deutschen Weines von der Massenproduktion lieblicher Sorten in den 1980er Jahren und dem Glykol-Skandal zur selben Zeit bis heute nicht erholt. Das trifft zwar längst nicht mehr zu, aber der Deutsche Weinfonds braucht den vermeintlich angeschlagenen Ruf, um zig Planstellen und ein dickes Budget zu legitimieren.

Der deutsche Wein schmeckt besser als sein Ruf – aber nicht wegen des Deutschen Weinfonds, sondern wegen der Anstrengungen innovativer Winzer, die weltweit für Spitzengewächse bekannt sind.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen