© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/14 / 04. Juli 2014

„Das ist seelische Kindesmißhandlung“
Baden-Württemberg: Der Protest von Eltern und Familienverbänden gegen den von Grün-Rot initiierten Bildungsplan reißt nicht ab
Hinrich Rohbohm

Vater, Mutter, Kinder, Familie voran“, lautet der Sprechchor, den die Gegner des baden-württembergischen Bildungsplans auf ihrem Demonstrationszug durch den Stuttgarter Schloßpark unermüdlich rufen. Sie protestieren gegen ein Vorhaben der dortigen grün-roten Landesregierung. Gegen eine drohende „Genderisierung“ des Nachwuchses in den Schulen. Dagegen, daß eine sexualpädagogische Indoktrinierung von Kindern droht. Einige der Demonstranten sprechen von schleichender Umerziehung, einer Vermittlung homosexueller Interessen durch Bildungseinrichtungen.

Ein Trommler in dem Umzug gibt unermüdlich den Takt vor. Die mehr als 1.000 Teilnehmer stimmen immer wieder aufs neue in den Vater-Mutter-Kinder-Slogan ein, der abwechselnd zu dem Appell „Schützt unsere Kinder!“ erklingt. Die Protestler werden von einem starken Polizeiaufgebot geschützt. Beamte auf Pferden reiten vorweg, mehrere Hundertschaften sichern den Demonstrationszug nach allen Seiten ab. Aus gutem Grund.

Denn auch einige hundert Gegendemonstranten aus der linksradikalen Szene und einem fanatisierten harten Kern der Homo-Lobby sind gekommen, um mit Fäkalsprache und obszönen Gesten die Bildungsplan-Gegner zu provozieren. „Geht nicht vom Weg ab und laßt euch nicht ärgern“, appelliert Mitorganisatorin Hedwig von Beverfoerde an die Familienschutz-Aktivisten, die mit rosa und blauen Luftballons sowie zahlreichen Transparenten ihren Unmut über die Landesregierung kundtun.

„Die Gedanken sind frei. Gegen Meinungszwang an Schulen“, steht etwa auf einer zu einem Schild umfunktionierten Schiefertafel geschrieben. Eltern haben ihre Kinder mitgebracht. Sie laufen mit den Luftballons umher, die sie am Ende der „Demo für alle“ in den Himmel steigen lassen. „Demokratieverständnis à la grün-rot: ‘Spontane Blockaden’ der Familienschützerdemos werden im Rathaus geplant. Legitimiert man so Verfassungswidriges?“ wird auf einem Plakat kritisiert. „Laßt die Kinder Kinder sein“, steht auf einem anderen geschrieben.

„Baden-Württemberg wird erst der Anfang sein“, warnt die Journalistin Birgit Kelle in einer Rede auf dem Schloßplatz davor, daß für rot-grüne Ideologen der Bildungsplan als Modellversuch auch für andere Bundesländer gelten könnte. „Daher ist es gerade hier wichtig, Widerstand zu leisten“, betont die Mutter von vier Kindern, die sich erfreut darüber zeigt, daß mit Köksal Eroglu von der islamischen Mihr-Stiftung sich auch ein Moslem dem Protest angeschlossen hat. Eroglu kritisiert die Landesregierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) scharf. „Es ist nicht Aufgabe der Schulbildung, kindliche Köpfe zur Infragestellung ihres vertrauten Familienbildes zu verleiten und sie somit zu verunsichern.“

Eckhard Kuhla, Sprecher des Vereins agens e.V., der die Interessen von Familien stärken will, geht mit seiner Kritik noch einen Schritt weiter. „Das ist, man muß das mit aller Deutlichkeit sagen: seelische Kindesmißhandlung.“

Neben einem Vertreter der gleichgesinnten französischen Massenbewegung La Manif Pour Tous und der Gender-Kritikerin Gabriele Kuby kommen auch einige Politiker zu Wort. „Einen Bildungsplan, in dem bunte Lebensentwürfe eine deutlich überbewertete Stellung einnehmen sollen, wollen wir nicht.“, läßt der baden-württembergische AfD-Vorsitzende Bernd Kölmel in einem Grußwort ausrichten. Karl-Christian Hausmann von der CDU sieht das ähnlich. Sowohl die Stuttgarter Union als auch die CDU-Landtagsfraktion lehnten den Bildungsplan entschieden ab, betont der Lokalpolitiker. „Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus, mit welcher Unverschämtheit von manchen Gruppen gegen diese Demo diskriminiert wird, dazu noch im Namen der Nichtdiskriminierung.“

„Es ist nicht Sache des Staates, nicht Sache der grün-roten Landesregierung, den Gesinnungszugriff auf unsere Kinder zu haben“, stellt der Landesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), Josef Dichgans, klar. Das Forum Deutscher Katholiken spricht bereits von einem Kulturkampf, der über die Grenzen Baden-Württembergs hinausgehen werde. Und ist überzeugt: „Wir werden ihn gewinnen!“

Foto: Protestzug gegen den Bildungsplan, Rednerin Birgit Kelle (2.v.l.): Hunderte Polizisten mußten die Demonstration schützen

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