© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/14 / 04. Juli 2014

Aufgeschnappt
Investiturstreit 2.0
Matthias Bäkermann

Etwas bedröppelt steht er da: In seinem dunklen Anzug auf dem Parkett im Amtszimmer des Stuttgarter Neuen Schlosses sieht man Winfried Kretschmann sein Unbehagen förmlich an, als Stephan Burger, der designierte Freiburger Erzbischof und Nachfolger von Robert Zollitsch, ihm vergangene Woche den Treueeid leistet. Schuld an diesem „schwer erträglichen Vorgang“, wie der grüne Ministerpräsident von Baden-Württemberg es der Stuttgarter Zeitung beschreibt, ist – wer auch sonst? – Hitler. Denn der heute noch geltende Artikel 16 des Reichskonkordats schreibt vor, daß jeder neue katholische Bischof vor Besitzergreifung seiner Diözese dem zuständigen „Reichsstatthalter“ den Eid „zum Wohl und Interesse von Volk und Land“ zu leisten habe. Im Juli 1933 hatten das Deutsche Reich und der Vatikan diese Regelung getroffen.

Laut „Reichsstatthalter“ Kretschmann widerspreche die Eidesformel mit dem „irritierenden historischen Bezug“ dem modernen Verhältnis von Staat und Kirche und „atme den autoritären Geist jener Zeit“. Bis zur nächsten Investitur soll deshalb eine Abänderung mit den Diözesen Stuttgart-Rottenburg und Freiburg „zeitnah gemeinsam geprüft und eine zeitgemäße Lösung gesucht werden“.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen