© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Leserbriefe

Zu: „Daumen drücken für David“ von Bruno Bandulet, JF 26/14

Anekdote ohne Jagdglück

Die Darstellung, König Ludwig XVI. von Frankreich habe am Tag des Sturmes auf die Pariser Bastille (14. Juli 1789) in seinem Tagebuch „rien“ (nichts) vermerkt, ist eine Legende. Ludwig war sich der Tragweite des Geschehens durchaus bewußt. Er empfing an diesem Tag mehrere Abgeordnete und äußerte zu ihnen: „Sie zerreißen immer mehr mein Herz durch das, was Sie mir von dem Unglück in Paris erzählen.“ Der Eintrag „rien“ findet sich in einem Konvolut, in dem der König, ein leidenschaftlicher Jäger, seine tägliche Jagdbeute verzeichnete. Da am 14. Juli 1789 keine Jagd stattgefunden hatte, lautete sein Resümee folglich „nichts“.

Jan von Flocken, Fredersdorf

 

 

Zu: „Aufnahme der AfD in die ECR-Fraktion / Strategischer Sieg“ von Dieter Stein, JF 26/14

Notbremse vor Endstation Brüssel

Nachdem die Rot-Grünen über Jahrzehnte zusammen mit ihren Wählern und ihnen zugewandten Medien alle Regeln des gesunden Verstandes gebrochen haben, darf sich in Deutschland niemand wundern, wie es bei uns zur Zeit aussieht. Kanzlerin Merkel hat sich seit Jahren mit der Union angepaßt und fährt linksseitig auf dem rot-grünen „Doppelgleis“, die Hauptrichtung nicht aus den Augen verlierend, die da heißt: Endstation „Hauptzentrale“ Brüssel. Ich kann nur hoffen, daß es der AfD rechtzeitig gelingt, in diesem Zug die „Notbremse“ zu betätigen, die die Geschwindigkeit reduziert, so daß wir Deutsche als Volk und Staat halbwegs glimpflich davonkommen und uns, wie schon zweimal im letzten Jahrhundert, von „nationalen Katastrophen“ wieder erholen können.

Werner Zoerner, Arnsberg

 

 

Zu: „Freude an der eigenen Nation“ von Dieter Stein, JF 25/14

Nicht Ehre, sondern Marktwert

Jetzt sollen die deutschen Nationalfarben mal wieder ganz große Symbolkraft für das gesamte deutsche Volk ausstrahlen, während sie für einige andere in der Politik kaum erträglich sind. Diese erweisen allzu oft Verachtung ihrem Vaterland Deutschland. Ganz anders ist das zum Beispiel bei den Franzosen oder Engländern.

Bei Fußballwelt- und europameisterschaften wird Deutschland zum größten Volksfest nach dem Motto „Brot und Spiele“ für das Volk, wie im alten Rom. Es gelten „Deutschland einig Vaterland“ und das „Wir-Gefühl“, aber wenn schon, dann bitte nur lautstark für die Zeit der Fußball-Spektakelwochen. Ansonsten wachen die Tugendwächter mit „Respekt“- und „No Racism“-Floskeln über dem Fußballfeld.

Junge Sportbegeisterte hätten mal die legendären Fußballweltmeisterschaftsspiele von 1954 (Schweiz), 1958 (Schweden) oder 1966 (England) erleben müssen. Die damaligen Fußballnationalspieler waren voller Hoffnung und Stolz, zur Ehre ihres Vaterlands Deutschland zu spielen; nicht wie heute für „money“ durch Werbung und Vermarktung.

Gerd Müller, Frankenthal

 

 

Zu: „‘Spinner, Ideologen und Fanatiker’“ von Taras Maygutiak, JF 25/14

Knecht des Zeitgeistes

Unser Herr Bundespräsident nennt die Anhänger der NPD „Spinner“. Das ist nichts anderes als „Lieb-Kind-Manier“ vor dem Zeitgeist. Aber bei den Grünen, die auf dem Boden unseres Landes achtzig Millionen Menschen zumuten wollen, sich von Graswurzeln und Sauerampfer zu ernähren, wagt er das Attribut „Spinner“ nicht. Die stehen nämlich unter der Gunst des Zeitgeists.

Karl Wagner, Dettelbach

 

 

Zu: „Treulose Führung“ & „‘Gefühl echter Kameradschaft’“ von Felix Krautkrämer, JF 25/14

In den Dreck gezogen

Nach dem Arbeitsdienst wurde ich am 25. Juli 1944 zum Pionier-Einsatz-Bataillon 24 nach Riesa eingezogen, im Oktober kam mein Zug nach Kurland. Von 43 Kameraden meines Zuges blieben nur zwei am Leben. Ich, weil ich gegen meinen Willen zur Pionier-Unteroffizier-Schule bei Hanau kam.

Ein Freund von mir kam zur U-Boot-Waffe, als die Kompanie angetreten war und der Kompaniechef erklärte, daß die gesamte Kompanie freiwillig zur U-Boot-Waffe gehen werde. Wer nicht mitkommen wolle, „Vortreten“. Keiner meldete sich. 1944 durch Wassereinbruch nach Wasserbomben abgesoffen, kam er aus 140 Metern Tiefe wieder hoch und blieb bis zum Kriegsende dabei. Wer die Belastungen der Besatzung auf engstem Raum, die Ängste, aber auch die Kameradschaft in der Schicksalsgemeinschaft erfahren hat, kann meinem Freund, der heute 90 Jahre ist, nur beipflichten: „Wer heute die Worte ‘Treue um Treue’ in den Dreck zieht, ist ein Verbrecher.“

Heinz Gutwasser, Köln

 

Niemals treulose Kameraden

Wir lassen uns den Spruch ‘Treue um Treue’ nicht verbieten! Ich habe so die Schnauze voll, die Politiker und der Inspekteur des Heeres sollen mal nach vorne schauen und nicht immer zurück! Unser Motto hat für Kameraden und Veteranen keinerlei nationalsozialistische Hintergründe, sondern steht für Zusammenhalt und Rückhalt untereinander!

Keiner von uns Kameraden oder Veteranen sympathisiert auch nur annähernd mit rechtem Gedankengut! Diese Hirngespinste des Inspekteurs des Heeres führen mich zu der Frage: Wie kommt er nur auf diesen Gedanken? Keiner von uns hatte jemals an die Wehrmacht gedacht, als wir diesen Spruch wählten. Des weiteren gibt es verschiedene Dinge, Material usw., die damals und heute noch bei der Bundeswehr existieren und von der Wehrmacht übernommen worden sind!

Sven Zimmer, Karlsruhe

 

 

Zu: „Von allem befreit“ von Thorsten Hinz, JF 25/14

Deutlichste Mißachtung

Zum 70. Jahrestag der Normandie-Invasion mied Merkel, wie vor ihr schon Schröder, einen Besuch des deutschen Soldatenfriedhofs in La Cambe, wo auch Soldaten der Waffen-SS begraben sind. Wie Schröder, so beschreibt es ein dpa-Bericht, „wollte auch Merkel der deutschen Soldaten lieber auf dem Commenwealth-Friedhof in Raville gedenken – wo gar keine deutschen Soldaten liegen.“ Deutlicher kann man seine Mißachtung gar nicht zum Ausdruck bringen. Aktive Spitzenmilitärs in Deutschland schweigen dazu in unterwürfiger Erstarrung. Patriotische Reservisten oder Veteranen in den USA oder Frankreich würden so einen Affront sicher nicht einfach hinnehmen.

Alban Hirsch, Neunhof

 

Verschwiegene Gedenkkultur

Im November 2009 feierte Bundeskanzlerin Merkel in Paris unter dem Triumphbogen die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Letztes Jahr dankte sie bei einer Siegesfeier in Moskau den Russen für die „Befreiung“ wie jetzt den Alliierten in der Normandie. Sie ignoriert offenbar das Grauen der ethnischen Säuberung der deutschen Ostgebiete wie auch die Versklavung der Völker Ost- und Südosteuropas nach 1945, was für viele Millionen von Menschen Entrechtung, Enteignung, Deportation oder Tod bedeutete. Angesichts solchen Mangels an Empathie wie auch der Tatsache, daß im geplanten Dokumentationszentrum der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ die Zahl der Vertreibungstoten inzwischen offenbar tabuisiert wird, gewinnt die von den Medien totgeschwiegene Gedächtnisstätte Guthmannshausen bei Weimar besonders an Gewicht.

Am 2. und 3. August 2014 wird dort eine Anlage mit zwölf mächtigen Granitsteinen, die ringförmig einen zentralen Obelisken umgeben, eingeweiht. Diese sind den einzelnen Opfergruppen gewidment, darunter den Ostpreußen, Pommern, Schlesiern, den Sudetendeutschen, den Deutschen in Südosteuropa, den Frauen und Mädchen, die Opfer der roten Soldateska wurden, den Toten der versenkten Flüchtlingsschiffe. Jeder Stein nennt auf einer Seite die Zahl der Vertriebenen und der bei der Vertreibung Umgekommenen, auf der anderen stehen Dicher- und Bibelworte. Jeden Monat sollen fortan in dem Gebäude des früheren Rittergutes diese Zahlen und Texte im Rahmen einer Feierstunde verlesen werden. Das ist ein Akt wahrer Gedenkkultur.

Adolf Frerk, Geldern

 

 

Zu: „Grüße aus Rom / Vergessener Europavater“ von Paola Bernardi, JF 25/14

Votum gegen Deutsche

In dem 1969 erschienenen Buch „Die deutschen Sprachinseln in Oberitalien“ von Bernhard Wurzer ist auf Seite 169 nachzulesen, wie der „große Europäer“ Alcide De Gasperi im Jahre 1910 ausdrücklich den Antrag des Gemeinderates von Trient, wo damals noch 6.000 Deutsche lebten, unterstützte, demzufolge Grabsteine mit deutscher Inschrift „zu verbieten“ seien. De Gasperi, so ist dort vermerkt, war mit diesem Ansinnen „völlig einverstanden“, ersuchte aber um „eine unverfängliche Formel für den Beschluß“. Doch die Trickserei des „vergessenen Europäers“ half am Ende nicht: Der Beschluß des Gemeinderates von Trient wurde vom Verwaltungsgerichtshof aufgehoben.

Werner Förderreuther, Hartmannsdorf

 

 

Zu: „Land der untergehenden Sonne“ von Albrecht Rothacher, JF 25/14

Unaufgeklärte Pyramidenwelt

Die häufig als erstrebenswertes Ideal geschilderte Bevölkerungspyramide mit vielen jungen Menschen und wenigen Alten bedeutet entweder gleichmäßiges Sterben in allen Altersklassen oder aber exponentielles Wachstum der Population. Beides wäre einer aufgeklärten Gesellschaft unwürdig: Rückfall in archaische Zustände beziehungsweise Anzeichen einer verhängnisvollen Fehlentwicklung zu Lasten kommender Generationen.

Axel Rathjen, Karlsruhe

 

 

Zu: „Wiedereinführung der Wehrpflicht / Ineffektiv und unzeitgemäß“ von Stefan Blankertz, JF 25/14

Besser unbequem als tot

Leider fordert jetzt auch der Bundespräsident, ein ehemaliger Pfarrer, mehr Bereitschaft für Militäreinsätze. Einen entsprechenden Handlungsbedarf sehe ich nicht, schon gar nicht nach den mehr als fünfzig gefallenen Soldaten der Bundeswehr in Afghanistan. Ich stimme der Auffassung des Soziologen Blankertz zu, daß es hier nicht um Landesverteidigung im engeren Sinne geht, sondern um die Unterstützung der USA beziehungsweise Nato bei der Wahrnehmung ihrer vermeintlichen Aufgabe als Weltordnungsmacht. Leider nähern wir uns einem neuen Kalten Krieg. Nur mit Rußland ist die Lösung von Konfliktsituationen möglich. Unbequeme Kompromisse sind besser als sinnlose Tote.

Helmut Ziegner, Neubrandenburg

 

 

Zu: „Die Schlacht am Chickahominy“ von Werner Olles, JF 24/14

Schlachtbeschreibung fehlerhaft

Der Text offenbart einige Fehler: Zum ersten hieß der Vorgänger von Robert E. Lee an der Spitze der Army of Notherm Virginia nicht Johnson, sondern Joseph Eggleston Johnston. Zudem wird der „Chickahominy Raid“ falsch bewertet. Zwar lieferte Lee wichtige Informationen für eine Serie von Schlachten, zusammengefaßt unter dem Begriff „The Seven Days Battle“ oder „The Peninsular Campaign“. Mit der Schlacht von Cold Harbor zwei Jahre später hat dies aber gar nichts zu tun. Was hätte Lee wohl mit Informationen anfangen sollen, die zwei Jahre alt waren und von einer Armee und einer Situation berichteten, die mit der 24 Monate zuvor nun wirklich nichts mehr zu tun hatte?

Ursache der Verwechslung ist wohl, daß das Schlachtfeld von Gaines Mill von 1862 fast deckungsgleich mit Cold Harbor 1864 ist, weshalb diese Schlacht auch als „Second Cold Harbor“ bezeichnet wird. Die hat Lee zwar gewonnen, aber anders als 1862 gelang es ihm diesmal nicht, die Nordarmee von Richmond fernzuhalten; Grant setzte trotz schwerer Verluste den Vormarsch fort und leitete die Operationen ein, die als „Siege of Petersburg-Richmond“ bezeichnet werden und im Frühjahr 1865 zum Zusammenbruch der konföderierten Streitkräfte und dem Ende der Rebellion führten. Von einer Zeitung, die viel Wert auf historische Wahrheit und Klarheit legt, erwarte ich nicht solche Nachlässigkeiten.

Dr. Thomas Scheben, Frankfurt am Main

 

 

Zu: „‘Wir wollen Flagge zeigen’“, im Gespräch mit Christian Bernhardt, JF 23/14

Das Volk hat die Nase voll

Was hat ein Motorradkorso mit dem Gedenken an Gefallene zu tun? Was soll der Vorwurf, die Politik kenne noch nicht einmal die Anzahl der „Veteranen“, solang nicht definiert ist, wer „Veteran“ ist? Die Ansicht Bernhardts, „wir Deutsche“ seien in der Nachkriegszeit in einer großen Friedensbewegung großgeworden, trifft vielleicht auf ihn zu, blendet aber die Bundeswehrhistorie aus. Während die frühere Wehrpflichtigen-Bundeswehr dem GG-Auftrag der Landesverteidigung diente, kann das heutige Gekasper der Freiwilligenarmee zur Ruhigstellung von Eingeborenenstämmen in Irgendwo kaum mehr als das bekannte „freundliche Desinteresse“ des Volkes erwarten, das schon die Nase davon voll hat, auf dem zivil-finanziellen Sektor anderen aus der selbstverschuldeten Patsche zu helfen.

Eberhard Koenig, Baiern

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