© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Blick in die Medien
Südländer-Alarm im TV
Toni Roidl

Fußball ist unpolitisch? Nicht in Deutschland. Auch bei Sport-übertragungen bewachen Blockwarte der Antidiskriminierung ihren Strafraum der Sprachregelungen. Erst wurde Moderator Frank Buschmann vom Internetmob als „Rassist“ gebrandmarkt, weil er den Ex-Bundesliga-Profi Hans Sarpei (Schalke 04) als „dunklen Mann“ beschrieben hatte. Was ist der aus Ghana stammende Spieler wohl sonst? Nun traf es ARD-Kommentator Steffen Simon, der die WM-Begegnung Iran-Nigeria moderierte.

Simon hatte gesagt: „Die Iraner, das sind Südländer, da ist nicht alles perfekt organisiert.“ Es reicht schon ein einziger Urlaub in Italien, um das bestätigen zu können. Doch für die Hohepriester reicht so ein Satz, um durchzudrehen.

Die Medien zitierten das Geblöke gesichtsloser Twitter-Nutzer, als wären sie erhabene Weisen.

Früher zog eine wütende Menge mit Fackeln und Forken durchs Dorf, heute kocht die Spießer-Seele auf Twitter. Auf die ARD ging ein Dreckhagel nieder: „Rassismus!“, „Der Kommentator gehört entlassen!“, „Klischeescheiße!“ brüllte es aus dem Netz. Steinigt ihn, er hat „Jehova“ gesagt.

Erwartungsgemäß folgte das Büßerritual. Schon in der 53. Spielminute widerrief Simon öffentlich: „Ich habe etwas politisch Unkorrektes gesagt.“ Allerdings nicht ohne eine witzige Pointe: Er habe lediglich Iraner zitiert, die selbst so über ihr Land redeten. Die Medien zitierten am folgenden Tag das Online-Geblöke der gesichtslosen Twitter-Nutzer, als wären das erhabene Weisen. Doch auch im Mutterland der PC grummelt der linke Stammtisch. Nach dem Sieg über Ghana twitterte die US-Fluglinie Delta ein Foto der Freiheitsstatue und ein Bild einer Giraffe mit dem Kommentar „2:1“. Sie ahnen es: Das war rassistisch. Dabei haben die Verantwortlichen vermutlich lange nach dem Bild eines vergleichbaren Bauwerkes in Afrika gesucht.

Hat sich eigentlich schon jemand beschwert, weil „rassistische“ Asiaten uns Europäer „Langnasen“ nennen? Übrigens: Nichts für ungut, auch wir Deutsche sind schlecht organisiert – siehe Flughafen BER.

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