© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Zombiewirtschaft
Euro-Krise: Warum die bankrotten Geldhäuser und Unternehmen Südeuropas nicht sterben dürfen / Am Ende droht die Staatspleite oder die Geldentwertung
Ronald Gläser

Ist ein Land in wirtschaftlichen Schwierigkeiten, so gehen viele Firmen pleite. Logisch, oder? Denken wir nur an Opel und die Commerzbank, die die letzte große Finanzkrise 2008/09 fast nicht überstanden hätten. Oder an die Pleitewelle der Jahre 2002/03, als jährlich fast 40.000 Firmen bankrott gingen (2013: nur 26.733).

Diese einfachen Gesetze des Marktes gelten nicht überall in Europa. In Griechenland ist der Mechanismus außer Kraft gesetzt. Dort gibt es die niedrigste Zahl von Firmenpleiten in Europa, obwohl das Land in einer Rezessionsphase ist wie Deutschland seit 1945 nicht mehr. Kaum Pleiten trotz zweistelligen Minuswachstums. Zum Vergleich: In Deutschland gehen etwa 100 von 100.000 Firmen pro Jahr pleite. In Frankreich sogar 200.

Woran liegt das? In Griechenland – und das gilt auch für die anderen PIGS-Staaten – können oder wollen die Banken die Verluste nicht realisieren. Also werden Kredite verlängert und reihenweise „Zombie-Unternehmen“ (Financial Times) künstlich am Leben erhalten. Daniel Stelter hat diese einfache Erkenntnis in einem XY-Diagramm zusammengefaßt, die das BIP-Wachstum einerseits und die Insolvenzquote andererseits abbildet. Ein Blick – und der Leser versteht, was das volkswirtschaftliche Problem der Südländer ist und warum sie mit der Krise nicht fertig werden.

Ein roter Faden an gebrochenen Versprechen

Zwar sind nicht alle Grafiken so eingängig wie das genannte Beispiel, aber der Hauptargumentationsstrang ist auch für den Laien unschwer erkennbar: Von der Euro-Einführung an bis zum unaufhaltsam kommenden Bankrott der Gemeinschaftswährung zieht sich ein roter Faden an gebrochenen Versprechen und Lügen von Politikern, die die Wähler in Sicherheit wiegen und die Wahrheit über das Ausmaß der Krise unterdrücken wollen.

Unternehmensberater Stelter schließt eine zufriedenstellende Beendigung der Euro-Krise aus – auch und gerade wegen der impliziten Staatsverschuldung zum Beispiel durch Verpflichtungen wie Pensionslasten. Diese werden, was jeder weiß, aufgrund des demographischen Wandels niemals beglichen werden können. Er rechnet – ähnlich wie Bernd Ramb in „Der Zusammenbruch unserer Währung“ – mit einem Ende der Schuldenkrise durch einen Staatsbankrott oder Inflation. Für beide Szenarien liefert er Ratschläge, wie der Anleger sich verhalten sollte. Dieses Buch geht jeden an, der mehr als 1.000 Euro auf dem Konto hat.

Daniel Stelter: Die Krise – Was passiert mit unserem Geld?, Finanzbuch Verlag, München 2014, 110 Seiten, Taschenbuch, 6,99 Euro

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