© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/14 / 13. Juni 2014

„Es gibt keine EU-Identität“
Interview: Jussi Halla-aho sitzt für die Wahren Finnen im EU-Parlament und will mehr Zentralisierung verhindern
Anni Mursula

Herr Halla-aho, wie arbeitet es sich in einem Parlament, das sie eigentlich ablehnen?

Halla-aho: Ob ich die EU mag oder nicht, ändert nicht die Tatsache, daß die meisten Gesetze, die Finnland betreffen, dort beschlossen werden. Es ist deshalb wichtig, daß auch Kräfte, die eine weitere Zentralisierung in Richtung Brüssel ablehnen, im EU-Parlament vertreten sind.

Wenn Sie die EU ablehnen, was ist die Alternative?

Halla-aho: Man darf nicht denken, daß es vor den Verträgen von Maastricht und Lissabon oder vor der Festlegung des Schengen-Raums kein Leben gegeben habe. Wir lehnen es ab, Macht bei übernationalen Instanzen zu zentralisieren. Denn das verringert die Möglichkeit der einzelnen europäischen Völker, Einfluß auf die Entscheidungen zu nehmen, die sie selbst betreffen. Europa ist sowohl sprachlich als auch kulturell ein viel zu heterogener Kontinent, um als Föderation funktionieren zu können. Es gibt keine EU-Identität, und die Interessen der einzelnen Mitgliedsstaaten sind sehr unterschiedlich. Die Wahren Finnen sind nicht gegen die EU, wenn eine Zusammenarbeit aller Mitgliedsstaaten wirklich von Vorteil ist.

Wie denken Sie über die Alternative für Deutschland (AfD), mit der Sie eventuell in derselben Fraktion sitzen werden?

Halla-aho: Ich habe ein sehr positives Bild von der AfD. Ihre Positionen zur Entwicklung der EU oder zur Einwanderung sind sehr nah bei den Einstellungen der Wahren Finnen. Ich wünsche mir, daß eine Zusammenarbeit in derselben Gruppe mit der AfD möglich ist.

Welche Themen sind Ihnen und den Wahren Finnen im EU-Parlament wichtig?

Halla-aho: Ich habe stets auf die Horrorvisionen aufmerksam gemacht, die mit Einwanderung und Multikulturalismus zusammenhängen. Eine unkontrollierte Einwanderungswelle, ein religiöser – vor allem ein islamistischer – Radikalismus und ethnische Spannungen sind Probleme von ganz Europa. Deshalb muß eine gemeinsame europäische Lösung gefunden werden.

Das Interview findet sich in voller Länge unter: www.jungefreiheit.de

 

Jussi Halla-aho ist einer der zwei Abgeordneten, die nach der Europawahl für die Wahren Finnen ins Parlament einzogen. Der 43jährige Sprachwissenschaftler provoziert in seiner Heimat gern mit spitzen Thesen zur Masseneinwanderung. Im JF-Interview spricht er über den parlamentarischen Widerstand gegen den Brüsseler „Kraken“ und mögliche Verbündete.

 

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