© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Die besten Journalisten-Apps
Mitschneiden, Speichern, Tippen, Diktieren: Handyprogramme für Journalisten und andere Profinutzer
Ronald Gläser

Was laden sich die Nutzer auf ihre Handys herunter? Ein Blick auf die Fahrgäste in der U-Bahn zeigt, daß Geschicklichkeitsspiele à la Tetris beim Otto-Normal-Smartphone-Besitzer ganz vorne liegen.

Schade, denn es gibt viele praktische Programme, die sich im Beruf nutzbringend einsetzen lassen. Theoretisch läßt sich eine ganze Radio- oder gar Fernsehsendung mit dem kleinen Rechner produzieren.

Neben Journalisten profitieren beispielsweise auch Lehrer, Rechtsanwälte oder Geschäftsleute sowie jeder, der mit Kommunikation zu tun hat, von diesen Programmen, die die JF-Redaktion getestet hat. Sie alle sind für unterschiedliche Funktionen gedacht und konkurrieren daher nicht miteinander. Die drei wichtigsten Merkmale sind Preis, Bedienbarkeit und Speicherverbrauch. Da der Speicher begrenzt ist, ist das oft eine kritische Größe. Ein niedrigerer Speicherverbrauch ist daher durch viele Sterne gekennzeichnet.

Der Geheimtipp ist Tape a Call. Mit der App kann der Nutzer unbemerkt Gespräche mitschneiden (bei denen er selbst der Anrufer ist). Aber auch Evernote leistet großartige Arbeit, sofern der Nutzer sich die Mühe macht, sich mit den zahlreichen Funktionen vertraut zu machen. Die beiden anderen Programme sind für Konferenzen nützlich. Probieren geht wie so oft über Studieren.

 

Evernote

Der Elefant mit seinem angeblichen Riesengedächtnis ist das Symbol dieser Cloud-App. Evernote hilft dem Nutzer, Dinge abzuspeichern und dann auf mehreren anderen Geräten abzurufen. So kann ein mit dem Handy gemachtes Foto bequem auch auf dem Rechner in der Redaktion aufgerufen werden, sofern auch dort Evernote installiert ist. Lästiges hin- und hersenden von Daten entfällt dadurch. Notizen von unterwegs lassen sich am Rechner daheim oder im Büro bequem bearbeiten. Sie lesen unterwegs auf dem Smartphone einen Artikel, den Sie sich merken wollen? Kein Problem, der Web-Clipper ist eine Art Lesezeichen, ideal zum Wiederfinden. Notizen und gescannte Dokumente lassen sich nach Schlagworten durchsuchen.

Evernote. Das Mobiltelefon wird zum Notizbuch, das der Nutzer auch an anderen Geräten abrufen kann. Ideal für Informationsjäger und -sammler.

. www.evernote.com

Kosten: Testversion gratis, Premium fünf Euro pro Monat/vierzig pro Jahr.

Bedienbarkeit: «««««

Speicherverbrauch: «««««

Gesamtbewertung: sehr nützlich

 

Tape A Call

Eigene Telefongespräche mitschneiden – diese Spielerei sollte endlich dank Smartphone möglich sein. Leider ist sie noch nicht ganz ausgereift. Tape a Call ist etwas bedienungsunfreundlich und funktioniert nicht, wenn jemand angerufen wird. Wenn die Aufnahmefunktion vor einem Gespräch aktiviert wird, schneidet ein Computer das Gespräch mit. Dazu wird das Gespräch über einen Festnetzanschluß umgeleitet. Das verursacht eine beträchtliche Verzögerung. Der Angerufene merkt nichts. Alles geräuschlos und in guter Qualität. Der Nutzer kann sich das Gespräch hinterher per E-Mail zuschicken. Die Lite-Version dient einzig dem Ausprobieren, weil sie nur kurze Sequenzen aufnimmt. Natürlich gilt es rechtliche und ethische Grenzen zu bedenken.

Tape a Call. Telefongespräche vom Smartphone mitschneiden, eine wichtige Funktion für kurze Interviews und als Gedächtnisstütze.

http://tapeacall.com/

Kosten: 8,99 Euro

Bedienbarkeit: «««««

Speicherverbrauch: «««««

Gesamtbewertung: gute Wahl

 

Textcrafter

Jeder, der schon mal einen Text auf seinem Smartphone verfassen mußte, der länger als eine SMS ist, kennt das Problem: Als wäre das Tippen auf einem kleinen Bildschirm nicht schon schwierig genug, kommt dann noch die ungewohnte Bedienung dazu. Kleine Icons, die sich schwer anklicken lassen usw. Und wo soll der Text überhaupt gespeichert werden? Viele helfen sich mit der auf dem iPhone vorgegebenen App für Notizen. Wer öfter kurze Texte etwa für Meldungen tippen muß, der braucht ein professionelles Textverarbeitungsprogramm wie Textcrafter. Es zeigt unten die Zeichenzahl an und beherrscht Rechtschreibung, hilft Links einzukürzen und verfügt über eine begrenzte Zahl von Symbolen. Nachrichten können sofort per E-Mail verschickt werden.

Textcrafter. EIn kleines Programm, wie gemacht für die Vorbereitung von kurzen Texten, die online verbreitet oder in Netzwerken geteilt werden sollen.

https://www.apple.com/itunes/

Kosten: 2,69 Euro

Bedienbarkeit: «««««

Speicherverbrauch: «««««

Gesamtbewertung: nützlich/günstig

 

Aufnehmen und Abtippen

Ein Diktiergerät, das mittels Spracherkennung eine Rede abgetippt speichert. Dieser Traum ist schon lange wahr, das Produkt aber noch unausgereift und weitgehend unbekannt. Vorausgesetzt der Sprecher redet deutlich, nutzt nur wenige Eigennamen und verschluckt keine Endungen, so sind die Ergebnisse mitunter phänomenal. Stimmen die Voraussetzungen nicht, so kommt leider viel Murks dabei heraus. Fertige Sätze stehen in Sekundenschnelle für den E-Mailversand oder das Teilen in sozialen Netzwerken bereit. Mitschreiben und Stenographieren dürften eines Tages der Vergangenheit angehören. Notizen sollte sich der Reporter aber zunächst weiterhin machen. Oder besser noch: Er läßt zusätzlich ein weiteres Diktiergerät mitlaufen. Zur Sicherheit.

Dragon Dictation. Kleines Gratisprogramm speichert Gesprochenes als abgetippten Text. Für Interviews eher nicht geeignet

www.nuance.de

Kosten: keine

Bedienbarkeit: «««««

Speicherverbrauch: «««««

Gesamtbewertung: ausprobieren

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