© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Mehr Falken braucht das Land
Justiz: Das Verwaltungsgericht Stuttgart bestätigte einer Klägerin das Verbot, Tauben zu füttern
Richard Stoltz

In Stuttgart hat jetzt das Verwaltungsgericht ein Fütterungsverbot für Tauben im Stadtgebiet bestätigt. Die Klage einer Frau gegen das seit vielen Jahren geltende polizeiliche Verbot wurde abgewiesen. Die tierliebende Dame ist seitdem wie vor den Kopf geschlagen. Auf der Parkbank zu sitzen und den um sie herumspazierenden gurrenden Täubchen hin und wieder leckere Bröckchen zuzuwerfen („wertvolle Getreidekörner“, wie die Frau erklärte), ist der bekennenden Vogelliebhaberin ein Bedürfnis. Und damit steht sie wahrhaftig nicht allein.

Das Tierefüttern, das Füttern von Tauben, Eichhörnchen oder Schwänen in den Parks und an den Seeteichen unserer Städte, ist eine Lieblingsbeschäftigung vieler Spaziergänger, fast ein gängiges Kulturritual. Wenn das Stuttgarter Urteil Bestand hat, wird es unser Freizeitleben verändern, nicht nur in Stuttgart. Denn besonders die Tauben, sagen die Behörden, seien hierzulande mittlerweile eine „ernste ökologische Belastung“. Sie verschmutzen die Umwelt, behindern den Verkehr – und es werden ihrer immer mehr. „Wir brauchen nicht mehr Tauben, sondern mehr Falken, die den Taubenbestand auf natürliche Weise klein halten würden.“ So einer der Stuttgarter Richter. Tierfreunde reagieren darauf nur noch mit bitterem Sarkasmus. Wie wäre es denn, wenn die Frau in Stuttgart ihre Bröckchen für die Täubchen hinterrücks vergiftete? Sang doch seinerzeit schon der berühmte Wiener Kabarettist Georg Kreisler in ähnlicher Lage unermüdlich: „Geh’n mer Taubenvergiften im Park. Geh’n mer Taubenvergiften im Park ...“ Das Liedchen war damals ein Riesenerfolg, sogar bei Tierfreunden.

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