© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Was genau ist Geld?
Rezension: Tauschmittel, Recheneinheit oder Leistungsmaß der Volkswirtschaft: Peter Urbansky räumt die größten Irrtümer und Mythen beiseite
Susanne Kablitz

Anmerkungen zu Geld“, so der Titel des Autors Peter Urbansky, der nach zwölf Jahren Offshore- und Treuhandgeschäften in London nun in Spanien lebt. Er versteht mehr von der Materie Geld als die meisten seiner Mitbürger. Hier liegt sein Ansinnen – dem Nichtsahnenden nahezubringen, was Geld ist und wie es „funktioniert“.

So erklärt er, woher Geld kommt, welchen Weg es bis heute gegangen ist und warum der Mensch in die „Urschuld“ hineingeboren wird. Er räumt mit dem Mythos der bösen Zinsen auf und begibt sich an die „Irrtümer“, die sich um das Geld ranken. Tauschmittel, Recheneinheit, Aktie der Volkswirtschaft – alles Unsinn. Auch der These, daß Geld einfach gemacht und verteilt wird, erteilt der Autor eine klare Absage.

Er beschreibt den Protagonisten des Films „Fabian – Gib mir die Welt plus fünf Prozent“, in dem die Geldproduktion auf in der Tat gefährlich eindimensionale Weise dargestellt wird, als „Blödmann Fabian“ und stellt fest, daß weder im Internet noch in anderen entsprechenden Fachmedien korrekt über das Wesen des Geldes informiert wird. Die Aussage „Geld ist keine Ware“ etwa identifiziert der Autor als „ungeheuren Unfug“. Er belegt nachvollziehbar, daß Schulden Schulden bleiben, solange sie nur bedient und nicht getilgt werden. Andererseits wartet er jedoch mit der These auf, daß Geld und Wachstum untrennbar sind. Seine Wachstumstheorie mündet in die zweifelhafte Erwartung, daß die Konzentration von gigantischen Schuldverhältnissen ohne Umweg zu einem Wachstumszwang führt, der zum Fluch wird.

Der Leser erfährt etwas über das Problem Staatsverschuldung und warum der Euro eine logische Folge der Konzentration ist. Die Behauptung, daß die Reichen immer reicher werden, entlarvt Urbansky als Legende. Er geht mit der Aussage, daß Geld aus dem Nichts geschaffen wird, kritisch ins Gericht, erläutert den Zusammenhang von Geld und Banken, analysiert Inflation und Deflation sowie die Verbindung von Geld und Eigentum. Das Buch ist in der Tat erfrischend! Die regelmäßigen „Vergessen Sie’s!“, die den Leser dazu auffordern, bekannt geglaubtes Wissen aus dem Kopf zu verbannen, erwecken jedoch nach langatmigen Wiederholungen den Eindruck von Anmaßung und Belehrung.

Das Buch ist sicherlich sehr viel eher zu empfehlen als viele andere Werke am Markt. Am Kern der Problematik – der Schuldenfinanzierung durch ungedeckte Geldforderungen – geht es jedoch konsequent vorbei. Geld ist eben nicht gleich Geld.

Peter Urbansky: Anmerkungen zu Geld. tredition, Hamburg 2014, 212 Seiten, Taschenbuch, 14,80 Euro

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