© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Präsidentschaftswahl in Ägypten
Gegenrevolutionär
Günther Deschner

Das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen in Ägypten kann kaum überraschen. Daß General as-Sisi sie haushoch gewonnen hat, daß die niedrige Wahlbeteiligung mit 47 Prozent auch nicht höher war als die unserer Europa-Wahlen, daß der Sieger bereits feststand, noch ehe die Wähler zur Urne gingen – das spiegelt die Wahltraditionen des volkreichsten arabischen Staates wider. Nach drei Jahren voller Wirren, der Präsidentschaft des erratischen Muslimbruders Mursi, wurde die mit Ägypten verbundene Tradition der Präsidenten mit militärischem Hintergrund wieder aufgenommen.

Es mag sein, daß as-Sisis Wahl kein mustergültiges Abbild des Volkswillens ist. Doch sie markiert den Schlußpunkt einer gekonnt abgewickelten Gegenrevolution. Mit dieser hat Ägypten die Gefahr gebannt, von den Muslimbrüdern unterworfen und nach deren engem geistigen Raster umgestaltet zu werden.

Das Land ist wieder da angekommen, wo es vor 2011 – vor Mubaraks Sturz – stand. Das betrifft auch die Probleme, die as-Sisi „geerbt“ hat. Seine Anhänger erwarten von ihm ein Wunder: Er soll Stabilität schaffen, innere Sicherheit und die Erholung der Wirtschaft garantieren. Sein harter Kurs gegen die Muslimbrüder dürfte auch ein Werben um finanzielle Unterstützung durch deren geschworene Feinde sein – das saudische Königshaus.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen