© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

DVD: Tarantula
Kultige Riesenspinn
Werner Olles

Bis Ende der 1950er Jahre entstanden unter der Regie Jack Arnolds eine Reihe von Horrorfilmen, deren Originalität und Qualität sie weit über das übliche Maß der immer formelhafter werdenden Genrefilme herausheben. Nach „It Came From Outer Space“ (Gefahr aus dem Weltall, 1953), einem noch konventionellen, aber technisch und stilistisch brillanten „Invasionsfilm“ nach einem Stoff von Ray Bradbury, folgten „Creature from the Black Lagoon“ (Der Schrecken vom Amazonas“, 1954) und „The Revenge of the Creature“ (Die Rache des Ungeheuers, 1955). Arnolds gotischer Schrecken, die erotischen Motive und sein schwarzer Humor faszinierten das Kinopublikum

Mit „Tarantula!“ (Tarantula, 1955) wandte sich Arnold dem weniger gotisch inspirierten Monsterfilm zu. Beim Brand eines Laboratoriums in der kalifornischen Wüste, wo der Wissenschaftler Professor Gerald Deemer (Leo G. Carroll) mit Wachstumsseren experimentiert, entweicht eine Giftspinne. Bald erreicht das Tier monströse Ausmaße und droht ganze Ortschaften auszurotten, bis es von Düsenbombern mit Napalm vernichtetet wird.

„Tarantula“ ist ein mit einfachen dramaturgischen Mitteln, doch spannend und stilsicher inszenierter Gruselfilm, der völlig zu Recht zu einem Klassiker des Genres wurde und Kultstatus erlangte. Beiläufig, aber wirkungsvoll entwickelt er eine unterschwellige, jedoch für Arnolds Filme typische erotische und politische Mythologie. So erscheint die riesige Spinne als Inkarnation bedrohlicher Triebe, aber ebenso als Ausdruck der zu jener Zeit verbreiteten Angst vor einem drohenden Atomkrieg. Das Phänomen der Tarantel ist das Ergebnis von Experimenten mit künstlicher Nahrung, die auch bei Menschen grauenhafte Deformationen hervorruft. Zugleich ist sie ein Alptraum, der die Liebesgeschichte zwischen Deemers Assistentin Steve (Mara Corday) und dem Mediziner Matt Hastings (von „Hollywoods schlechtestem Schauspieler“, John Agar, passabel gespielt) begleitet.

Zu den Höhepunkten des Films gehört die Szene, in der die Riesentarantel die schöne Mara Corday durch ein Fenster im ersten Stock beim Auskleiden beobachtet, und Clint Eastwood spielt als Bomberpilot seine erste winzige Rolle.

Blu-ray: Tarantula. Koch Media 2014, Laufzeit etwa 80 Minuten

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