© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

An der Kleidung sollt ihr sie erkennen
Modetrend: In diesem Jahr sind Bomberjacken wieder total angesagt, ängstigt sich die „Süddeutsche“
Richard Stoltz

Hilfe, die Herrenmode dieses Jahres bringt unsere wertvollsten Werte in akute Gefahr! Entsetzt notierte die Süddeutsche Zeitung unlängst, daß ein höchst unheilvoller Trend zu konstatieren sei, nämlich „die Rückkehr der Bomberjacke“. Bomberjacken seien der letzte Schrei der diesjährigen Modesaison.

In den Auslagen der Kleidergeschäfte gebe es heuer kaum noch Alternativen. „Wer in dieser Saison eine Jacke kauft, der muß herumlaufen wie einer, von dem er in den Achtzigern im Zweifel nichts Gutes zu erwarten hatte (…) Das Gewaltpotential, das den Bomberjacken eingenäht ist wie ein zweites Futter, ist das ästhetische Genußmittel des Frühjahrs 2014, und da darf man sich schon mal die Frage stellen, was das eigentlich aussagt über diese Zeit und ihre Sehnsüchte.“

Und was ist das Empörendste an alledem? Niemand ist bisher dagegen aufgestanden! Selbst die Bild-Zeitung hat noch kein einziges Wort gegen das gefährliche Genußmittel des Frühjahrs 2014 und sein eingenähtes Futter riskiert. Ein Glück, daß es wenigstens die aufmerksamen Zeitdiagnostiker der „Qualitätspresse“ gibt, obwohl deren Auflagen ständig zurückgehen. Ist etwa auch dieser bedauerliche Umstand eine unmittelbare Folge jener neuartigen „Sehnsüchte unserer Zeit“, die in den Bomberjacken so sichtbaren Ausdruck finden?

Übrigens ist keineswegs ausgemacht, wer bei dem Modetrend die Gefährlicheren sind, die Jackenkäufer, bei denen das „Gewaltpotential“ im Futter nistet, oder die Gutmenschen und ihr „Schwarzer Block“, bei denen es in den Fäusten juckt und zum Zuschlagen drängt. Wer angesichts einer bloßen saisonalen Mode von Gewaltpotentialen munkelt, dem ist alles zuzutrauen. Vorsicht also bei der Begegnung mit überzeugten Nicht-Bomberjackenträgern!

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