© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

Präsidentschaftswahl in der Ukraine
Bittere Realität
Christian Rudolf

Die Ukrainer haben ein demokratisch legitimiertes Staatsoberhaupt. Das ist nach dem Chaos der vergangenen Wochen eine gute Nachricht für das gebeutelte Land. Die Abstimmung ging trotz Gewalt und Anarchie in zwei östlichen Bezirken unerwartet glatt über die Bühne, und die Bürger bewiesen durch eine rege Beteiligung, daß ihnen ihr Staat etwas wert ist. Moskau kann hinfort nicht mehr behaupten, in Kiew nur eine „Putsch-Regierung“ vorzufinden, und einmal mehr wurde die russische Desinformation, „Faschisten“ würden in Kiew die Machtergreifung vorbereiten, von den Tatsachen korrigiert: Die Radikalinskis vom Rechten Sektor fielen auf dem Wahlzettel komplett durch. Ebenso wie die eigensüchtige Timoschenko, der die Leute nicht ein zweites Mal auf den Leim gegangen sind.

So weit, so schlecht. Denn nichts wird sich ändern. Der designierte Präsident Poroschenko ist als milliardenschwerer Industrieller Fleisch vom Fleisch der mafiösen ukrainischen Geschäfts(halb)welt, die in den neunziger Jahren ihr Vermögen zusammenraubte und sich den Staat unterwarf. Als Minister bediente er in wechselnden Kabinetten die Schalthebel, er gründete die Partei der Regionen mit, die sein Amtsvorgänger als Wahlverein nutzte. Realität kann so bitter sein: Die Revolte vom Maidan hat am Ende nur einem anderen Oligarchenlager zur Macht verholfen. Viel mörderischer Lärm um nichts.

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