© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/14 / 23. Mai 2014

Haltungsnote
Kein Herz für Potsdam
Christian Rudolf

Die Zugezogenen aus den alten Bundesländern, die „Wessis“, waren es, die sich in Potsdams verlorene Schönheit verliebten. Sie brachen unter den muffligen Alteingesessenen eine Lanze für den Wiederaufbau so vieler zerbombter wie mutwillig zerstörter stadtbildprägender Bauwerke. TV-Moderator Günther Jauch sponserte maßgeblich das Fortunaportal des Potsdamer Stadtschlosses, Hasso Plattners Großherzigkeit ist dessen historische Stuck-Fassade zu danken, Werner Otto machte sich durch viele Millionen für das Belvedere um die Perle an der Havel verdient, Oberstleutnant Max Klaar und der Kaufmann Hans-Peter Rheinheimer warben für die Garnisonkirche.

Anders dagegen Johannes Kerner. Der Fußballmoderator, Talk-Gastgeber, Fernseh-Pottkieker, Geflügelwurstbewerber, Herz-für-Kinder-Haber hat kein Herz für Potsdam. Der Mann mit dem B-Punkt wohnt seit kurzem in bester Lage unweit der Glienicker Brücke. Exakt dort, wo die einst von Kaiser Wilhelm II. in Auftrag gegebene Matrosenstation Kongsnæs im norwegischen Stil originalgetreu wiederaufgebaut werden soll – als Ausflugslokal. Kerner stänkert nach einem Medienbericht gegen das lange bekannte Projekt. Da fragt man sich: Warum ist er dann direkt nach nebenan gezogen?

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